Großes Geheimnis: Warum mitten im 9. Bezirk ein "Erdbebenhaus" steht

Schon viele Fußgänger und Radfahrer werden in den vergangenen Wochen hier innegehalten und gestaunt haben: Denn auf der Boltzmanngasse – schräg vis-à-vis der amerikanischen Botschaft – sieht es aus, als hätte es ein heftiges Erdbeben gegeben oder eine Rakete eingeschlagen. Das Haus an der Adresse 9a ist mittendurch „aufgeschlitzt“, das Dach und das halbe Gebäude sind weggerissen, ebenerdig türmen sich hohe Schuttkegel – fein säuberlich nach Materialien getrennt. Freistehende Treppen und aus dem Beton kräuselnde Stahlgitter bieten eine schaurig-entrische Szenerie mitten am Alsergrund.

Spektakulärer Anblick und ein Mysterium: Aufgeschlitztes Haus in der Boltzmanngasse 9a.
Denn dieses Bild gibt es nicht etwa nur jetzt während eines gerade laufenden Abrisses, sondern schon seit Monaten – gleichbleibend und wie eingefroren. Was Anrainer und Passanten erst recht vor Rätseln stellt. Rätsel, die auch der KURIER nicht wirklich auflösen kann.
Faktum ist, dass dieses Gebäude früher die Mathematiker der Universität Wien beherbergte – laut Grundbuch gehört es dem Erzbischöflichen Priesterseminar, also der Kirche. Und zwar auf Basis einer Schenkung aus dem Jahr 1980. Das Priesterseminar besitzt dort ein riesiges Areal, in dessen Mitte sich ein mehrere 1000 m² großer Park befindet. Allerdings unzugänglich für die Öffentlichkeit.

Mysteriöse „Probleme“
Als der Abriss im Frühjahr begann, gab es schon die ersten Probleme, weil Abbruchmaterial auf der Straße landete. Dann folgte plötzlich der Stopp. „Der Abbruch-Stopp ist auf zivilrechtliche Probleme zurückzuführen“, teilt die Wiener Baupolizei dem KURIER ohne weitere Details mit. Eine Insolvenz? Ein Eigentümerstreit? Die Behörde kann sich dazu nicht weiter äußern, betont nur (wie die Bezirksvorstehung), dass die Abbruchbaustelle „ordnungsgemäß gesichert“ sei. Nun sei bis August 2028 Zeit, den Abriss zu vollenden – womit sich Anrainer wohl noch länger an diesem Anblick erfreuen können. Zumal für ein Neubauprojekt „aktuell keine Baueinreichung“ vorliege. Die Baupolizei sorgt aber vollends für Verwirrung, indem sie von „zwei unterschiedlichen Parteien“ spricht, die hier involviert seien. Denn Grund- und Hauseigentümer seien nicht ident. Gibt es gar einen versteckten, außerbücherlichen Eigentümer?
Das Priesterseminar ist einigermaßen überrascht über die Anfrage – betont aber, nichts mit dem Abriss zu tun zu haben. Man wolle die Sache aber aufklären – Fortsetzung folgt daher.
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