Stadt erweitert ihr Angebot für Alkoholkranke

Stadt erweitert ihr Angebot für Alkoholkranke
Bis zu 75.000 Wiener sind betroffen. Erfolgreiches Pilotprojekt wird nun ein fixes Therapie-Angebot.

In Wien gelten zwischen 35.000 und 75.000 Menschen als alkoholabhängig. Weitere 135.000 bis 175.000 weisen problematischen Alkoholkonsum auf oder sind gefährdet, abhängig zu werden.

Für sie gibt es nun ein breiteres Angebot: Das bisher als Pilotprojekt laufende Behandlungskonzept „Alkohol. Leben können“ für alkoholkranke Menschen ist fortan regulärer Bestandteil der Wiener Gesundheitsversorgung. Das kostenlose Behandlungskonzept existiert seit 2014 und kommt in mehreren Wiener Einrichtungen zur Anwendung. Darunter etwa das Schweizer Haus Hadersdorf in Wien-Penzing. Laut deren Geschäftsführerin, Barbara Gegenhuber, punktet das Konzept vor allem durch Niederschwelligkeit im Zugang, individuelle Maßnahmen und seiner ambulanten Ausrichtung. Eine zentrale Anlaufstelle kümmert sich für die Patienten um sämtliche Aspekte der Versorgung, um die Bewilligung des Antrags und auch um die Erstellung eines individuellen Betreuungsplans. Das Arbeitsleben der Patienten wird ebenso wie deren Wohnsituation und familiäres Umfeld von Anfang an berücksichtigt.

Stadt erweitert ihr Angebot für Alkoholkranke

Wiens Drogenkoodinator Ewald Lochner

„Viele Klienten wollen nicht aus ihrem Alltag herausgenommen werden, da sie etwa Versorgungspflichten haben“, sagt Gegenhuber. Das Behandlungskonzept biete deshalb neben einer stationären Aufnahme eine ambulante Therapiemöglichkeit von 8 bis 16 Uhr an, um die Lebensrealität der Betroffenen bestmöglich mit medizinischen und therapeutischen Maßnahmen zu vereinbaren. Neben gesundheitlichen Aspekten wird ein Fokus darauf gelegt, dass die Patienten arbeitsfähig bleiben oder es wieder werden.

Seit 2014 wurden rund 6.500 Personen - die Altersspanne reicht vom 17- bis zum 80-Jährigen - behandelt. Künftig werden durch eine Ausweitung der Kapazitäten bis zu 2.000 Aufnahmen pro Jahr möglich sein. Dabei wolle man auch speziell darauf achten, dass die Schwelle für wohnungslose Personen gesenkt werde, sagte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien.

Programm wirkt

Eine begleitende Evaluierung durch das Institut für Höhere Studien (IHS) ergab, dass bei 68 Prozent der Klienten eine positive Veränderung im Konsumverhalten eingetreten war. Bei jeweils rund der Hälfte besserte sich auch die körperliche und psychische Gesundheit sowie die berufliche Situation. „21 Prozent konnten in ihrer Beschäftigung gehalten werden“, erklärte Lochner. Bei älteren Programmen wäre der Prozentsatz weit geringer.

Von diesem Erfolg profitieren nicht nur die Patienten, sondern auch PVA, WGKK und die Stadt Wien. „Die wissenschaftliche Begleitung zeigte rund 40 Prozent geringere Kosten im Vergleich zu einer Behandlung außerhalb von 'Alkohol. Leben können' und das bei besserem Behandlungserfolg. Jeder hier investierte Euro erspart der Gesellschaft ein Vielfaches an Folgekosten“, sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

 

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