SPÖ Wien: Wer für Babler, wer für Doskozil stimmt

Mit ihren 35.000 Mitgliedern ist die Wiener SPÖ der entscheidende Machtfaktor innerhalb der Bundespartei. Sollte man meinen. Denn mit der Niederlage der von Parteichef Michael Ludwig bis zuletzt unterstützen Pamela Rendi-Wagner ist die Hauptstadt-Partei im inneren Ringen zuletzt massiv in die Defensive geraten.
Und auch der Versuch des Ludwig-Lagers, den ungeliebten Hans Peter Doskozil via Kampfabstimmung aller Parteimitglieder zu verhindern, schlug am Dienstag fehl (siehe oben). Es handelte sich ohnehin um einen bemerkenswerten Schwenk: Hatten sich doch Ludwig und die Wiener Parteispitze in den vergangenen Jahren stets gegen mehr direkte parteiinterne Demokratie gewehrt. Dahingehende Anträge der Sektion 8 aus dem Alsergrund rund um Niki Kowall, die zu den lautesten Wiener Unterstützern von Andreas Babler zählt, wurden stets abgeschmettert. Jetzt findet man sich plötzlich in einer Art Zweckbündnis mit dem Ludwig-Lager.
Genugtuung
Mit Genugtuung reagierte Kowall auf die Signale in Richtung Mitglieder-Kampfabstimmung. Er war es auch gewesen, der mit seiner überraschenden (und später wieder zurückgezogenen) Kandidatur erst den Weg für das Antreten Bablers ebnete.

Nikolaus Kowall, SPÖ Alsergrund
Die Kräfteverhältnisse unter den Wiener Genossen sind schwer zu bestimmen: Mit größter Vorsicht zu genießenden Schätzungen des Ludwig-Lagers zufolge dürfte Doskozil bei der jetzigen Befragung in Wien nur auf Rang drei gelandet sein.
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Seine Unterstützer sitzen vor allem in den Flächenbezirken wie Floridsdorf oder Simmering, die auf den Parteitag verhältnismäßig viele Delegierte entsenden. Bei seinem Auftritt in Wien auf Einladung der Feuerwehr-Sektion wurden aber auch Innenstadt-Parteigranden wie Landtagspräsident Ernst Woller gesichtet.
Ludwig-Getreue für Doskozil
Manche an sich treue Ludwig-Verbündete, die ihn 2018 im Machtkampf um die Nachfolge von Michael Häupl unterstützten, verstehen nicht, warum sich der Bürgermeister so klar gegen Doskozil positioniert. Ist man doch überzeugt, dass er „bei den Wahlen FPÖ und ÖVP am meisten Kopfzerbrechen bereitet“, wie es ein Flächenbezirk-Genosse formuliert.
Dem Wiener Doskozil-Lager wäre es am liebsten gewesen, Doskozil und Babler hätten eine Team-Lösung gefunden, um eine Kampfabstimmung zu vermeiden. Im Ludwig-Lager geht man davon aus, dass die meisten Wiener Delegierten für Babler stimmen werden.
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