Was ist passiert: Ende Jänner 2023 musste Hellin für seinen Marktstand, an dem er die Konditorei Hüftgold und das Kaffeehaus „Ignaz & Rosalia“ betreibt, Insolvenz anmelden. Nach der Schließung der zweiten Konditorei in Hietzing konnte man zwar die laufenden Kosten tragen, aber nicht die Rückstände aus der Corona-Zeit abbezahlen. Erschwerend hinzu komme die Teuerung.
Herr im eigenen Haus
Anfang August lag der Sanierungsplan auf dem Tisch, dem laut Hellin alle Gläubiger zugestimmt hätten – bis auf einen. „Der Masseverwalter hat es als eine der bisher schönsten Insolvenzen bezeichnet. Wir dachten, wir werden wieder Herr in unserem Haus“, erzählt er im KURIER-Gespräch.
Jener Gläubiger, der laut Hellins Beiträgen auf Facebook als Einziger dem Vergleich nicht zustimmen wollte, will auf KURIER-Anfrage anonym bleiben. Der Grund: Seine Kontaktdaten liegen auf Initiative einer Kundin im Hüftgold öffentlich auf.
Gäste werden gebeten, Gläubigern Briefe zu schreiben, in denen sie – in ausdrücklich freundlichen – Worten für die Rettung des Lokals plädieren. Er habe bereits 30 davon erhalten, wohl sei ihm dabei nicht.
Von Hellin werde er öffentlich an den Pranger gestellt, was einer Rufschädigung gleichkomme. Als Gläubiger wolle er seinen eigenen Schaden minimieren. Er habe Zweifel an der Vermögensbewertung des Marktstandes von 60.000 Euro und in der Sache nachgehakt.
Besuch vom Investor
Mit dem Besuch eines Immobilieninvestors vor wenigen Tagen im Hüftgold habe er nichts zu tun, wie man ihm unterstellt – auch wenn beide ihre Unternehmen an derselben Adresse haben. Eben jener Investor sagt auf KURIER-Anfrage, von der Insolvenz über Facebook erfahren zu haben. Durch die Aufregung habe er nun kein Interesse mehr.
Tatsächlich kaufen will den Marktstand Gerold Schwarz um 110.000 Euro. Auch seine Daten liegen im Café auf, auch er habe von Gästen bereits einiges an Post erhalten. „Ich habe im Urlaub über einen Freund von dem Konkurs erfahren. Für 110.000 Euro wäre der Stand ein Schnäppchen gewesen. Ich habe nicht gewusst, dass das so ein Zirkus wird.“
Welle an Pleiten
Bis Jänner betrieb Schwarz einen Weinhandel. Als einige seiner Kunden, darunter „Habibi & Hawara“ oder das Cafés Francais, pleitegingen, sei er selbst um viel Geld umgefallen. In der Konditorei Hüftgold habe er „die Chance gesehen, mich selbst zu sanieren. Mein Mitleid mit Gastronomen, die sich auf Kosten ihrer Lieferanten sanieren, hält sich in Grenzen.“
Vom Hüftgold-Chef wurde Schwarz jedenfalls fürs Erste überboten. Statt 22 Prozent will Hellin in längstens zwei Jahren 40 Prozent der Schulden bei seinen Gläubigern begleichen. „Höher kann ich nicht gehen, das ist mein absolutes Maximum“, so Hellin.
Er wolle sich wehren und laut sein, um zwölf Mitarbeiter, darunter eine Auszubildende und am Arbeitsmarkt Benachteiligte, zu retten. Sollte ihm das nicht gelingen, müsse er Privatinsolvenz anmelden. Mit über 50 Jahren einen Neuanfang zu versuchen, werde schwer.
Schwarz hätte nun bis zum 18. August Zeit, sein Kaufangebot nachzubessern. Tun werde er das aber nicht, wie er dem KURIER sagt. „Aber ich kann nicht ausschließen, dass jetzt andere ein Angebot machen.“ Was die Verbreitung seiner Kontaktdaten angeht, prüfe er rechtliche Schritte.
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