Minutenlange Schreie bei Demo gegen Femizide in Wien
Am Freitag machten Dutzende Demonstrantinnen ihrem Unmut über die Reihe an Femiziden Luft. Mit Trillerpfeifen, Töpfen und Kochlöffeln als improvisierte Trommeln, aber vor allem ihren Stimmen.
Minutenlang schrien die Teilnehmerinnen in Hörweite des Innenministeriums, trommelten und skandierten "Stoppt Femizide, man tötet nicht aus Liebe."
Zum "Schreitag" hatte der Österreichische Frauenring (ÖFR) aufgerufen. Hintergrund war die Tötung von sechs Frauen binnen weniger Tage.
Frieben: "Es wird gemordet, bedroht und misshandelt"
Mehrere Dutzend Menschen, vor allem Frauen, folgten dem Aufruf, darunter auch eine Gruppe Schülerinnen. Ihre Mütter schrieben ihnen für die Teilnahme Entschuldigungsbriefe.
In der Schule hätten sie miteinander sehr viel über die Frauenmorde gesprochen. Sie würden sich jedoch wünschen, dass Femizide auch im Unterricht thematisiert werden.
"Die Frauen und Mädchen wurden vom Vater, dem Ehemann oder einem Fremden getötet. Wir wollen bei dieser Welle an Gewalt nicht mehr zusehen. Es wird gemordet, bedroht und misshandelt", kritisierte Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben.
Die Regierung müsse alle Maßnahmen ergreifen und das sofort. Die Gewalt an Frauen zu beenden, müsse oberste Priorität haben und ein Übergehen zur Tagesordnung dürfe es nicht mehr geben.
Kritik an Gewaltschutzgipfel der Bundesregierung
2023 gab es 51 versuchte Tötungen an Frauen und 27 Femizide, heuer sind es bisher sieben Tötungen und neun Mordversuche.
Die Bundesregierung reagierte am Donnerstag mit einem Gewaltschutzgipfel auf die Serie an Frauenmorden, angekündigt wurde die Erarbeitung einer nachhaltigen Gewaltschutz-Strategie.
"Stoppt Femizide" - Schreiaktion des Frauenrings vor dem Innenministerium
Diese sei laut Frieben zu begrüßen, es sei jedoch unklar, wann konkrete Maßnahmen getroffen werden: "Diese Zeit haben Frauen nicht."
250 Millionen Euro für Prävention gefordert
In die Reihe der Demonstrantinnen reihte sich auch die Wiener Abgeordnete Viktoria Spielmann (Grüne). Auch sie sehe die Gesamtstrategie positiv, Österreich habe aber ein handfestes Problem mit Männergewalt, weshalb es mehr feministische Politikerinnen brauche.
"Eine feministische Frauenministerin wäre ein guter Start", kritisierte sie Ministerin Susanne Raab (ÖVP).
Als Femizid gilt die Tötung von Frauen und Mädchen wegen ihres Geschlechts bzw. aufgrund von "Verstößen" gegen die traditionellen, sozialen und patriarchalen Rollenvorstellungen.
In der Wiener Erklärung der Vereinten Nationen wurden erstmals verschiedene Formen von Femiziden kategorisiert: mitgiftbezogene Tötungen von Frauen, Tötungen weiblicher Kinder und gezielte Tötung ungeborener Kinder zu Zwecken der geschlechtsspezifischen Selektion, Ermordung von Frauen als Folge von Gewalt durch Intimpartner oder auch Todesfälle in Zusammenhang mit Genitalverstümmelung
Gefordert werden vom ÖFR unter anderen 250 Millionen Euro jährlich und eine Aufstockung von mehr als 3.000 Vollzeitarbeitsplätzen in der Gewaltprävention.
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