Studie in Schönbrunn: "Fliegende" Frösche tarnen sich als Kot

Ein ausgewachsener Wallace-Flugfrosch im Gleitflug
Junge Flugfrösche tarnen laut einer Wiener Studie besonders unappettitlich, um nicht gefressen zu werden.

Die Wallace-Flugfrösche können Dank Häuten zwischen den Zehen und Fortsätzen an Armen und Beinen rund 16 Meter weit von Baum zu Baum gleiten. Doch das ist nicht alles: Junge Flugfrösche setzen auf eine ungewöhnliche Methode, um von Fressfeinden nicht verzehrt zu werden.

➤ Mehr lesen: Nachwuchs in Schönbrunn - Wenn der Tiergarten zum Kindergarten wird

Sie tarnen sich mit einer roten Färbung und vielen weißen Punkten vermutlich als Kot. Dafür spricht eine vom Tiergarten Schönbrunn initiierte Studie.

Ein junger Wallace-Frosch mit rötlicher Färbung und weißen Punkten imitiert vermutlich Kot

Ein junger Wallace-Frosch mit rötlicher Färbung und weißen Punkten imitiert vermutlich Kot

„Die Jungfrösche setzen wohl darauf, dass sie zwar gesehen, aber für etwas Ungenießbares gehalten werden“, erklärt Susanne Stückler, Forscherin an der Universität Wien, die die Studie unter der Betreuung von Doris Preininger aus dem Tiergarten Schönbrunn durchgeführt hat.

Frosch-Attrappen für Vögel ausgelegt

Heimisch sind die Flugfrösche in den Regenwäldern Ostasiens. Im Regenwaldhaus des Tiergarten Schönbrunn wurden acht Tage lang vier verschiedenfarbige Froschmodelle ausgelegt: rot mit weißen Punkten, rot ohne weiße Punkte, grün und weiß. So wurde getestet, welche Farben von ebenfalls im Regenwaldhaus lebenden Vögeln am häufigsten entdeckt und attackiert werden.

➤ Mehr lesen: Ein artgerechtes Leben im Zoo - eine Frage der Haltung

Die Angriffsrate auf die roten Froschmodelle war am höchsten, wurde aber um die Hälfte reduziert, wenn die roten Modelle weiße Punkte hatten. Damit zeigte sich, dass die weißen Punkte ein sonst sehr auffälliges Individuum tarnen und Fressfeinde täuschen.

Susanne Stückler, Studienautorin, und Doris Preininger, Mitarbeiterin in Schönbrunn

Links: Susanne Stückler vom Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien, rechts Doris Preininger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Tiergarten Schönbrunn

Ausgewachsen sind die Wallace-Flugfrösche nicht mehr rot mit weißen Punkten, sondern smaragdgrün.

Farbwandel der Frösche noch ungeklärt

Warum sie im Laufe ihres Lebens so einen aufwendigen Farbwandel durchlaufen, ist noch nicht geklärt. Das Forscherteam vermutet, dass die Frösche in verschiedenen Lebensstadien unterschiedliche Lebensräume bewohnen. Ausgewachsene Frösche sind durch ihre grüne Farbe und die Fähigkeit zu gleiten gut an das Leben in den Baumkronen angepasst.

➤ Mehr lesen: Tiergarten-Direktor im Streit mit Behörden: Er will Pumpgun führen

Jungfrösche bewohnen vermutlich im ersten Lebensjahr die unteren Baumschichten, wo häufig Ausscheidungen liegen. Von fruchtfressenden Vögeln und Fledertieren sind diese oft rot mit weißen Punkten – so wie die Jungfrösche. Damit wäre die Tarnung als Kot eine effektive Methode, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

„Als wissenschaftlich geführter Tiergarten ist die Forschung, neben der Erholung, der Bildung und dem Artenschutz, ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir freuen uns sehr, dass wir durch die tollen Erkenntnisse, die wir in Schönbrunn erarbeiten, zu einem besseren Verständnis der Tierwelt beitragen“, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Kommentare