Die Renaturierung des Liesingbaches geht in die nächste Phase

Wer nicht in Liesing oder Favoriten wohnt, hat ihn mitunter noch nie gesehen. Dabei ist der Liesingbach eine Naturoase – zumindest abschnittsweise.
Einst, konkret zwischen 1947 und 1969, wurde das Ufer des Baches aus Gründen des Hochwasserschutzes verbaut. Vor 20 Jahren wurde begonnen, die unansehnliche Steinwüste zu renaturieren. Seit 2022 wird an den letzten 9,2 Kilometer gearbeitet. Zuletzt wurden die Arbeiten im Bereich des Drascheparks abgeschlossen, weiter geht es bachaufwärts, zwischen Gutheil-Schoder-Gasse und Breitenfurter Straße (siehe Grafik). Bis 2027 soll das „ökologische Megaprojekt“, wie es die Stadt Wien betitelt, abgeschlossen sein.
Inselleben in Liesing
„Wir wollen den Hochwasserschutz und die Wasserqualität verbessern“, sagt Wasserminister Norbert Totschnig (ÖVP). Und auch die Lebensqualität. Die für die Wiener Gewässer zuständige Stadträtin Ulli Sima verspricht darum neben „neuen charmanten Uferbereichen mit viel Platz für gemütliche Picknicks, eine weitere Aufweitung des Bachlaufes inklusive verwunschener Erholungsinsel.“
Besagte Insel soll auf Höhe der Riegermühle entstehen. Neben dem Hauptstrom soll dort ein neues Nebengerinne und somit eine künstliche Gabelung des Gewässers angelegt werden. Auf diese Weise entsteht eine mittig gelegene Insel, die von beiden Seiten umströmt wird. Die kleine, naturnahe Insel soll als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen dienen. Besucherinnen und Besucher sollen aber auch Zugang haben.

Die Bauphasen der Renaturierung des Liesingbaches.
Schwebendes Grün
Entlang der Liesing sollen 260 neue hitzetolerante Bäume wie Ahorn, Holzapfel oder Silberlinde gesetzt werden. Neue Ufergehölze, darunter Weiden und Erlen, sollen den Bach vor Überhitzung im Sommer schützen. Besonders spannend ist die Begrünung auf Höhe des Steinsees. Da diese Stelle dicht von Gebäuden umgeben ist, musste man kreativ werden. Auf einer Strecke von rund 250 Metern werden Seile über das Bachbett gespannt, an denen Wilder Wein, Waldrebe und Veitchii entlangwachsen werden und für „schwebendes Grün“ sorgen sollen.
Kosten
Die Kosten des gesamten Projekts belaufen sich auf circa 85 Millionen Euro und werden vom Bund gefördert.
Infocenter
Beim Infocenter B.A.C.H.L. in der Gutheil-Schoder-Gasse 19 kann man sich bei einer teils interaktiven Ausstellung über das Projekt informieren. Jeden ersten Freitag im Monat geben Expertinnen und Experten von 14 bis 18 Uhr Auskunft zu aktuellen Themen der Baustelle.
Beim Politschaulauf am Bach waren auch Bezirksvorsteher Gerald Bischof und Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) dabei. Letzterer ist für den Teil zuständig, den man nicht sieht: Wien Kanal errichtet parallel zu den Renaturierungsarbeiten einen Regenwasserkanal. Durch diesen soll das Regenwasser in die Kanalisation und nicht mehr in den Liesingbach geleitet werden.
Dadurch könne die Gewässerqualität nachhaltig verbessert werden, so der Stadtrat.
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