"Puber" nächste Woche vor Gericht

Der Graffiti-Sprayer " Puber", der mit seinem Schriftzug in Wien unzählige Hauswände besprüht haben soll, muss sich kommenden Mittwoch und Donnerstag wegen schwerer Sachbeschädigung verantworten. Dem 30-jährigen Schweizer wird ein Gesamtschaden in der Höhe von mindestens 50.000 Euro angelastet. Über 200 Fakten sind angeklagt. Richter Wilhelm Mende wird die Verhandlung leiten.
Der Schweizer, dem eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren droht, wurde Anfang März in einer Wohnung im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus festgenommen. Ein anonymer Hinweis führte die Polizei zu der Wohngemeinschaft, in der der Gesuchte lebte. Der Mann versteckte sich vor den Beamten auf einem Vordach des Hauses, wurde dort aber entdeckt und vorläufig festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
"Puber" beteuert Unschuld
Obwohl er von einem grafologischen Gutachten belastet wird, auf dessen Basis ihm angeblich die hundertfachen Fakten zugerechnet werden können, beteuerte er seine Schuldlosigkeit. Nachdem er zunächst von Roland Friis verteidigt wurde, hat es nun einen Wechsel gegeben, nun wird der 30-Jährige von Phillip Bischof vertreten.
Ob am zweiten Verhandlungstag ein Urteil ergehen wird, ist fraglich. Neben 30 Privatbeteiligtenvertreter - darunter die Stadt Wien und die Wiener Linien - sind 40 Zeugen geladen, die an den beiden Tagen im Saal 203 Platz nehmen werden.
Pubers Streifzug durch Wien
Das Wiener Landesgericht für Strafsachen hat am Donnerstag die U-Haft über den Graffiti-Sprayer "Puber" um zwei Monate bis zum 24. Juni verlängert. Der Haftgrund Tatbegehungsgefahr bleibe weiter aufrecht, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn mit. Bereits am 6. März klickten für den 29-Jährigen die Handschellen, die Untersuchungshaft wurde bereits einmal verlängert.
Der gebürtige Schweizer soll mit seinem mäßig originellen Schriftzug in Wien Dutzende Hauswände besprüht haben. Seit 9. März sitzt er wegen schwerer Sachbeschädigung in U-Haft. Obwohl er von einem grafologischen Gutachten belastet wird, auf dessen Basis ihm angeblich an die 100 Fakten zugerechnet werden können, beteuert er weiter seine Schuldlosigkeit.
Diesmal war „Puber“ der Angeschmierte. Am Donnerstag gegen 10.30 Uhr klickten für den Feind aller Hausverwaltungen in der Ullmannstraße in Wien-Rudolfsheim die Handschellen. Kein Sprayer bisher war aggressiver als er, allein in Wien-Josefstadt soll er mindestens 200 Hauswände besprüht haben. In ganz Wien war er aktiv. „Ich will meinen Namen an jeder Wand lesen“, hatte er in einem Interview gemeint – und daran offenbar fleißig gearbeitet. Jetzt kann er seine Identität vermutlich bald an eine Zellenwand schreiben. Denn bei der Polizei ging man davon aus, dass erstmals die Untersuchungshaft über einen Sprayer verhängt wird.
Seit einem Jahr war „ Puber“ in Wien aktiv. Der Schweizer war aus Zürich geflüchtet, wo er bereits einen Schaden in der Höhe von hunderttausenden Euro angerichtet hat. Der 29-Jährige fiel vor allem dadurch auf, dass er seinen „Puber“-Schriftzug über andere (kunstvolle) Graffitis sprühte. In der Szene wurde er als Plage beschrieben. Er geriet in Auseinandersetzungen mit Bezirkschef Thomas Blimlinger und Ex-Stadtschulratspräsident Kurt Scholz, der ihm einen bitterbösen offenen Brief schrieb.
Erst vor wenigen Wochen wurden seine Anzeigen im Landeskriminalamt gebündelt und ein eigener Beamter direkt auf ihn angesetzt. Der KURIER hatte bereits vor zwei Wochen über Gerüchte geschrieben, er würde in einer Dreier-Wohngemeinschaft wohnen.
Bei dieser klingelten am Donnerstag zwei Polizisten. Laut dem Magazin Vice seien die Beamten mit einem Foto des Verdächtigen vor der Türe gestanden. „Die dort anwesenden Personen haben aber gesagt, er ist nicht daheim“, berichtet Polizeisprecherin Adina Mircioane. Die beiden Uniformierten warteten deshalb vor der Tür, um sich mit der Staatsanwaltschaft zu beraten, wie weiter vorgegangen wird. Plötzlich sprang der Schweizer auf ein Vordach, wo er sich dann aber widerstandslos festnehmen ließ.
In seinem Zimmer in der Wohngemeinschaft wurde ein Laptop sichergestellt. Auf diesem soll sich ein elektronisches Tagebuch befinden, wo all seine Taten festgehalten sind. „Jeder Zeitungsbericht hat sein Ego gepusht“, erzählten Mitbewohner. Jedesmal habe er gejubelt, wenn etwas über ihn berichtet wurde. Dann sei er losgezogen und haben gesprayt, obwohl er eigentlich aufhören wollte. Gerne nannte er sich selbst offenbar „Staatsfeind Nummer 1“.
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