Prozess in Wien: Zahntechniker soll medizinisch behandelt haben

Eine zahnärztliche Behandlung
Opfer verstrickte sich in Widersprüche, laut Angeklagtem floss nie Geld. Verhandlung wurde vertagt.

Ein Zahntechniker aus Wien hat sich am Montag vor Gericht verantworten müssen, weil er angeblich zahnmedizinische Behandlungen durchgeführt haben soll. Ein Ehepaar beschuldigt den 38-Jährigen, der seit zehn Jahren ein Labor betreibt, ihnen schmerzhafte Behandlungen zugefügt zu haben. Allerdings verstrickte sich die Frau bei der heutigen Verhandlung in Widersprüche.

Der Zahntechniker bekannte sich gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe - fahrlässige Körperverletzung, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Betrug - für nicht schuldig. Er konnte sich die Anschuldigungen nicht erklären.

Er ist "fassungslos, dass er als Angeklagter hier vor Ihnen sitzt", sagte sein Anwalt Heinrich Sebastian Lang. "Er weiß, was er darf und was er aufs Spiel setzen würde." Bisher hatte sich der 38-Jährige nie etwas zu Schulden kommen lassen. "Es gab noch nie irgendwelche Probleme in dem Labor", so sein Verteidiger.

"Alle 32 Zähne abgeschliffen"

Ein Bekannter hatte dem Ehepaar den Zahntechniker empfohlen, weil "seine Zähne so schön weiß waren", sagte die Frau, die den Zahntechniker angezeigt hatte. Deshalb kontaktierte die 44-Jährige den Mann im Jahr 2022. Sie und ihr Ehemann standen seitdem regelmäßig über Whatsapp in Kontakt, um sich beraten zu lassen. Die Frau gab an, der 38-Jährige, der sich als Arzt ausgegeben haben soll, habe nach dieser Beratung "alle 32" Zähne geschliffen und Veneers drauf gesetzt, die nicht nur Schmerzen verursachten, sondern auch durch Klebereste ganz fleckig waren.

Bis heute leide sie unter Schmerzen und es wären Zähne ausgefallen. Der zahnmedizinische Sachverständige betonte, wer auch immer diese Behandlung durchgeführt habe, es habe sich dabei um überwiegend ästhetische Behandlungen gehandelt und um keine medizinisch notwendige. Auch waren es keine Veneers, sondern Kronen.

Im gesamten Chat mit dem Ehepaar und dem Zahntechniker kommt aber nicht einmal vor, dass die Behandlung schief gegangen sei. "Warum haben Sie ihm nicht eine Nachricht geschrieben, dass Sie unzufrieden sind", fragte Richter Stefan Romstorfer. "Ich habe ihn angerufen, aber er wollte nicht mit uns zusammen arbeiten", sagte die 44-Jährige. Schon da habe sie sich überlegt, den Zahntechniker anzuzeigen.

28 Betäubungsspritzen für Mann

Trotz dieser von der Frau kolportierten Erfahrung ging auch der Ehemann zu dem Zahntechniker. Dort seien ihm angeblich 28 Betäubungsspritzen verabreicht worden. "Er ist fast ohnmächtig geworden", sagte die Frau. Er hätte einen anaphylaktischen Schock erleiden und sterben können, meinte die 44-Jährige. Auf die Frage des Richters, ob der Zahntechniker Anästhesien im Labor hätte, verneinte der Mann. Auch dass angeblich ein Anästhesist dabei war, erzählte die Frau heute wieder anders. Es habe sich um eine Assistentin gehandelt.

Die Mutter der 44-Jährigen sei nach ihren Angaben bei einer Behandlung dabei gewesen. Diese sei selbst Zahntechnikerin gewesen und hätte sich für die Arbeit des nun Angeklagten interessiert, wie die Frau vor der Polizei aussagte. Bei der heutigen Verhandlung bestritt sie das. Ihre Mutter hätte in der Verwaltung eines Spitals gearbeitet und nicht als Zahntechnikerin. Auf den Vorwurf des Richters, dass auch ihr Ehemann bei der Polizei erzählt hätte, dass die Schwiegermutter dabei gewesen war, meinte die Serbin: "Das ist nicht gut übersetzt worden."

Handyfoto von angeblicher Behandlung

Thema war auch ein Handyfoto, das angeblich der dreijährige Sohn der Frau gemacht habe, als die Mutter am Behandlungssessel saß. Zu sehen ist aber nur der Zahntechniker mit Mundschutz und Handschuhen und die Frau hält einen Spiegel vors Gesicht. Der 38-Jährige meinte, er habe sich da nur etwas im Mund zeigen lassen. Er erwähnte auch, dass 69 Fotos gemacht wurden, damit eines der Bilder so aussehe, als sei es eine medizinische Behandlung gewesen. "Ich kann zahntechnisch beraten, aber der Zahnarzt trifft trotzdem die Entscheidung, was passiert", betonte der Angeklagte erneut.

Die 44-Jährige sagte im Zeugenstand, sie hätte für die beiden Behandlungen 16.000 Euro gezahlt. "In bar oder haben Sie das Geld abgehoben", will der Richter wissen. Es habe sich um Bargeld aus dem Verkauf eines Grundstücks des Vaters gehandelt. Der Zahntechniker bestritt, je Gelder angenommen zu haben.

Erst 2024 - also zwei Jahre nach den Vorkommnissen - ging das Ehepaar zu einem Anwalt und erst 2025 wurde Anzeige erstattet. "Warum so spät?", wollte der Richter wissen. "Unser Problem war die Sprache. Wir waren auf der Suche nach einem Anwalt", sagte die 44-Jährige.

Zur Befragung weiterer Zeugen wurde die Verhandlung auf 19. Jänner vertagt.

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