Prozess in Wien: 19-Jähriger ging mit Messer auf Bruder los
Weil er seinen älteren Bruder mit einem Klappmesser attackiert haben soll, hat sich ein 19-Jähriger am Montag am Wiener Landesgericht verantworten müssen. Er behauptete, er habe bei einer Auseinandersetzung das Messer zwar geöffnet, aber nicht zugestochen. Die Verletzungen könne er sich nicht erklären.
Der 21 Jahre alte Bruder machte von seinem Entschlagungsrecht Gebrauch und sagte als Zeuge nicht aus. Damit waren auch seine Angaben im Ermittlungsverfahren nicht verwertbar.
Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Fall ursprünglich wegen versuchten Mordes ermittelt. Der 19-Jährige war nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im Ausland im vergangenen Frühjahr nach Wien zurückgekehrt und tauchte in der ersten April-Woche bei seinem Bruder auf, wo er die Nacht verbringen wollte. „Ich hatte keine andere Möglichkeit, als bei ihm zu schlafen“, erklärte der Angeklagte dem Schöffensenat.
Unsteter Lebenswandel und Drogen
Der Bruder gewährte ihm allerdings keinen Schlafplatz. Aufgrund des unsteten Lebenswandels, der Drogenabhängigkeit und der Persönlichkeitsstruktur des 19-Jährigen wollte er diesen nicht in der Wohnung haben. Der jüngere Bruder rastete deshalb aus. Er zertrümmerte zunächst einen Fernseher, einen Spiegel und ein Mikrowellengerät, zerschlug dann mit der Faust eine Gipskartonwand und wollte am Ende dem Bruder das Messer in den Oberkörper stechen.
„Der ist aber Berufssoldat und nahkampferprobt“, wusste der Staatsanwalt. Daher gelang es dem 21-Jährigen, den Angriff abzulenken - die Klinge ging in die Lendenregion, ein zweiter Stich traf den Ellbogen, dann hatte der Soldat dem Bruder die Waffe entwunden. Inkriminiert war der Vorfall als versuchte absichtlich schwere Körperverletzung.
„Ich glaube, ich habe Aggressionsprobleme“, räumte der Angeklagte ein. Denn neben dem Messerangriff legte ihm der Staatsanwalt gefährliche Drohungen und Körperverletzungen im öffentlichen Raum zur Last. Am Praterstern hatte er einem Mädchen aus nichtigem Anlass eine Ohrfeige und ihren beiden Begleiterinnen Fußtritte verpasst.
Ein Security-Mitarbeiter der Wiener Linien kassierte einen Faustschlag, weil er den 19-Jährigen ohne Ticket erwischte, zwei Zugbegleitern der ÖBB widerfuhr dasselbe, als sie den Burschen auf der Strecke Salzburg-Wien beim Schwarzfahren ertappten. Ein Tourist aus China erhielt einen Kopfstoß, weil er dem 19-Jährigen keine Zigarette geben wollte.
Einige der geladenen Zeuginnen und Zeugen blieben der Verhandlung fern. Damit musste diese auf den 10. November vertagt werden.
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