Problemzone Gürtel: Grüne Zukunftspläne für die graue Straße

Das Rendering zeigt, wie sich die Grünen die Umgestaltung vorstellen. Zu sehen ist der Abschnitt auf Höhe des Westbahnhofs.
Früher einst für seine Rotlicht-Szene bekannt, ist der Gürtel heute im wahrsten Wortsinn eine Grauzone: Abgase, Lärm, acht Fahrspuren und bis zu 70.000 Autos pro Tag – das lässt nicht mehr viel Raum für Lebensqualität. „Doch der Gürtel muss nicht so sein“, sagen nun Wiens Grüne. Und präsentierten Donnerstagvormittag ihr Konzept für eine mögliche grünere Zukunft der Hauptverkehrsader.
„Derzeit ist der Gürtel über weite Strecken ein Albtraum“, sagt Judith Pühringer, Parteivorsitzende der Wiener Grünen. „Radfahrer müssen ständig die Seite wechseln, Fußgänger drängen sich zwischen parkenden Autos. Selbst als Autofahrer ist man froh, wenn man ihn hinter sich lassen kann.“
Weniger Verkehr, aber viel mehr Grün
In ihrem Konzept „Gemma Gürtel 2030+“ sehen die Grünen weniger Platz für Autos, dafür mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer sowie mehr Begrünung vor. „Wir haben uns dem Abschnitt von der Gumpendorfer Straße bis zur Alser Straße gewidmet“, erklärt Kilian Stark, grüner Mobilitätssprecher. Die Ideen seien aber auf die Abschnitte davor und danach ausweitbar.
Der Gürtel ging im späten 19. Jahrhundert aus dem Linienwall, einer Befestigungsanlage rund um die Vorstädte, hervor. Heute ist der knapp 13 Kilometer lange Gürtel die am stärksten befahrende Landesstraße Österreichs.
70 Dezibel beträgt die Lärmbelastung am Gürtel. Bis zu 70.000 Autos sind hier pro Tag unterwegs.
Ein zentraler Punkt wäre der Wegfall von Fahrspuren: „Wir würden nicht sofort alles auf nur zwei Spuren reduzieren“, erklärt Co-Parteivorsitzender Peter Kraus. „Aber das wäre das Ziel, zu dem wir in Etappen kommen könnten.“ Derzeit nehme die Fahrbahn nämlich bis zu 86 Prozent der Gürtelfläche ein.
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Und obwohl sich die Stadt das Ziel gesetzt habe, den Autoverkehr bis 2030 zu halbieren, sei das Verkehrsaufkommen im Großraum Wien zuletzt sogar gestiegen.
Grüne wollen Straßenbahnlinie 8 revitalisieren
Daher gelte es, gegenzusteuern, sagt Kraus. Die Umgestaltung der äußeren Mariahilfer Straße sowie Bauarbeiten zum U5-Bau brächten ohnehin Umbauten am Gürtel mit sich. Die könne man zur Umgestaltung des Areals nutzen: Man wolle nicht nur breitere Rad- und Fußwege schaffen, sondern auch eine Straßenbahnlinie revitalisieren: die Linie 8, die 1989 eingestellt wurde. „Die U6 droht, an ihre Kapazitätsgrenzen zu kommen. Der 8er entlang des Gürtels wäre ein zusätzliches Angebot.“
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Ebenfalls zentral: Der Gürtel soll grüner werden. „Insgesamt wollen wir 3.000 Bäume pflanzen“, sagt Pühringer. „Bäume binden CO2, produzieren Sauerstoff und schaffen schattige Kühlräume.“ Das soll die Aufenthaltsqualität erhöhen. Denn noch, sagt Verkehrssprecher Stark, sei der Gürtel „ein Un-Ort. Er soll wieder zu einem Treffpunkt werden.“
Entworfen wurde das Konzept übrigens vom Stadtplanungsbüro „Bauchplan“, der Landschaftsplanerin Gisa Ruland und dem Verkehrsexperten Harald Frey. Doch freilich, noch ist das alles Zukunftsmusik. 2025 wird in Wien gewählt – bis dahin werden wohl noch einige Ideen zum Gürtel präsentiert.
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