Die Giraffen im Tiergarten Schönbrunn zeigen sich von ihren neuen Nachbarn wenig beeindruckt. Langsam schreiten sie durch ihr Gehege und wenden der Panda-Anlage auf der anderen Seite der Kastanienallee beinahe demonstrativ den Rücken zu. Deutlich mehr Anklang finden die Neu-Schönbrunner Lan Yun und He Feng bei den Menschen – ganz besonders am Tag ihrer Willkommenszeremonie.
Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck waren bei dieser nämlich auch Li Hongzhong, der Vizepräsident des Nationalen Volkskongresses der Volksrepublik China, eine große chinesische Delegation und unzählige Medienvertreter beider Länder anwesend. Während sich alle in den eleganten Kaiserpavillon zwängen, raunt eine Medienvertreterin der anderen zu: „Im Pandagehege ist mehr Platz.“
Grund für das rege länderübergreifende Interesse ist die chinesische „Panda-Diplomatie“. Wurden die in China heimischen Tiere von der Volksrepublik früher noch, etwa bei Staatsbesuchen, verschenkt, werden sie seit Jahren gegen eine hohe Leihgebühr an Zoos im Ausland verliehen. Seit 2007 auch an den Tiergarten Schönbrunn. Diese langjährige Kooperation wurde im vergangenen Jahr um weitere zehn Jahre verlängert.
Van der Bellen, Hering-Hagenbeck, Hongzhong und Stocker vor dem traditionellen Löwentanz.
Die Alt-Pandas kehrten dann im September in ihre Heimat zurück, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Mit dem Pandapaar Lan Yun („Anmut einer Orchidee“) und He Feng („Hauch von Lotus“) soll in Wien nun hoffentlich eine neue Pandadynastie entstehen – ein wichtiges Ziel auch im Sinne der Arterhaltung. Während es in den 1980er-Jahren in China nur noch rund 1.100 Große Pandas in freier Wildbahn gab, ist diese Zahl mittlerweile auf rund 1.900 Tiere angestiegen. „Die Großen Pandas sind ein Symbol des Artenschutzes. Ihr Schutzstatus konnte von ,stark gefährdet‘ auf ,gefährdet‘ herabgesetzt werden“, sagt Hering-Hagenbeck. Dazu tragen neben den strengen Schutzmaßnahmen der chinesischen Regierung auch internationale Partner wie der Tiergarten Schönbrunn bei.
Umbau Die achtmonatige Pause vor der Ankunft der neuen Pandas wurde für die Modernisierung und Erweiterung ihrer Anlage genutzt. Im Außenbereich wurden neue Kletteranlagen und Wasserflächen angelegt, innen konnte die Fläche des Männchens um etwa ein Drittel vergrößert werden.
Sichtbarkeit Durch den Umzug der Roten Pandas konnte auch außen erweitert werden – die Großen Pandas können nun direkt vom Kaiserpavillon aus beobachtet werden.
Symbolwirkung
Als „ein Symbol der chinesisch-österreichischen Freundschaft“ bezeichnet Van der Bellen die beiden Neuzugänge. Deren Ankunft sei keine Selbstverständlichkeit, betont er: „Kooperationen wie diese schaffen Vertrauen und bringen Nationen näher zusammen.“
Ganz hat sich dieser schöne Gedanke beim anschließenden traditionell chinesischen Löwentanz jedoch nicht bis zu allen Medienvertretern durchgesprochen. Beim Run auf den besten Fotospot kommt es zwischen einem österreichischen und einem chinesischen Fotografen zu einem kurzen Handgemenge. Ein paar Schritte weiter in Richtung Eingang der Pandaanlage ist die Stimmung wieder gut. „Willkommen, liebe Pandas!“, ruft eine Klasse der Volksschule Eslarngasse. Die Kinder tragen Pandamasken und selbstgemalte Schilder auf Deutsch und Chinesisch – die Vorfreude auf die schwarz-weißen Bären ist deutlich spürbar.
Vom Wechselspiel der menschlichen Emotionen vor ihrem neuen Zuhause bekommen La Yun und He Feng drinnen kaum etwas mit. Und wenn, dann bringt es sie offensichtlich nicht aus der Ruhe. Beide liegen entspannt in ihren voneinander getrennten Innenbereichen und dösen vor sich hin. Die Wiener Gemütlichkeit können sie bereits.
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