Junge Ohren, alte Musik: Schulklasse entdeckt Verdis Traviata

Opernprojekt mit Schülern
Jugendliche durften bei der Probe dabei sein. Warum der oscarprämierte Schauspieler Karl Markovics das Projekt unterstützt.

Von Pascal Manasek

Unter Jugendlichen hat die Oper sicher keinen so hohen Stellenwert wie die Pop-Musik. Ein Projekt im Rahmen des Wiener Opernsommers will jetzt genau das: junge Menschen für das Musiktheater begeistern.

Schulaktion „Oper entdecken“

Schülerinnen und Schüler des Bildungscampus Sonnwendviertel hatten die Möglichkeit, Oper nicht nur zu hören, sondern auch hautnah zu spüren. Im Mittelpunkt stehen dabei drei modulare Elemente: Workshops im Klassenzimmer, Probenbesuche in der Wiener Seestadt und ein Meet & Greet während der Generalprobe in der neu erbauten Opernarena am Heumarkt

Bei eben einer dieser Proben in der Wiener Seestadt tauchten sie in die Welt von „La Traviata“ ein und erlebten, welche Gefühle eine Oper vermittelt – von Freude und Liebe bis hin zur Traurigkeit und Verzweiflung. Die Opernwelt ist für junge Menschen oft eine völlig fremde. Ein Schüler wollte deshalb wissen, was eine Oper denn überhaupt ist. Intendant Joji Hattoris kurze Erklärung: „Opern sind fast so wie Filme der alten Zeit“.

Opernsommer 2025

Um die Oper „La Traviata“ einem breiten Publikum zugänglich zu machen, gibt es beim heurigen Opernsommer die Möglichkeit, den Text auf Deutsch, Englisch und Italienisch anzeigen zu lassen. Das funktioniert via App „Opera.Guru“. Insgesamt zwölf Vorstellungen sind im Juli geplant. Rund 150 Personen vor und hinter der Bühne sind bei diesem Stück involviert.

Schauspieler Karl Markovics als Erzähler

Anders als in einer traditionellen Aufführung kommt diesmal bei „La Traviata“ ein Erzähler ins Spiel. Neben Georg Leskovich schlüpft der oscarprämierte Schauspieler Karl Markovics in die Rolle von Giuseppe Verdi. „Der Erzähler erzählt wie in einem Märchen, was passiert“, erklärt Alexander Dimitrov aus dem Ensemble.

Karl Markovics sagt im KURIER-Gespräch, „dass es ihm wichtig ist, junge Menschen so früh wie möglich an den Entstehungsprozess von Kunst heranzuführen. Denn es ist etwas, was man selbst nicht wirklich erklären oder beschreiben kann. Man bekommt ein anderes Erlebnis von Kunst, wenn man versteht, was sich hinter den Kulissen abspielt und wie viel Arbeit bei Proben hineingesteckt wird.“

„Über den Tellerrand schauen“ 

Für den Lehrer vom Sonnwendviertel ist es wichtig, „dass auch die Menschen, die sonst nicht viel mit Musik in Kontakt kommen, eine Erfahrung mit der Oper machen können. So lernen sie verschiedene Arten von Musik kennen und nicht nur die, die sie sonst hören.“  Außerdem würden Projekte wie diese helfen, neue Berufe kennenzulernen und dazu animieren einmal über seinen eigenen Tellerrand zu schauen.

Jugendliche sind überzeugt

Kurier befragte drei Schülerinnen und Schüler. Und da zeigt sich: Offensichtlich ist die Oper „La Traviata“ gut angekommen. „Es war sehr faszinierend und atemberaubend. Ich habe sogar Gänsehaut bekommen, weil es so schön war“, erzählt Umut (13). 

Auch Isabella (13) sagt, dass ihr die Oper gefallen hat, allerdings waren ihr die Schauspielerinnen und Schauspieler etwas zu nah. „Es war wirklich sehr spannend, wie die Menschen auf der Bühne gesungen und getanzt haben. In der Oper ist es sonst immer etwas weiter weg und diesmal war es so nah - sehr beeindruckend. Irgendwann haben mir aber wegen der Lautstärke die Ohren wehgetan“, ergänzt Dzhuli (13). 

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