Wie die ÖVP das Wiener Gesundheitssystem "retten" möchte

Wie die ÖVP das Wiener Gesundheitssystem "retten" möchte
Von KI-Einsatz über Digitalisierungsoffensive bis hin zu Prävention: Die ÖVP präsentierte ihre Wahlkampfideen.

Die Wiener ÖVP hat am Montag im Wien-Wahlkampf die „Operation: Gesundheitssystem retten“ ausgerufen. Landesparteichef Karl Mahrer und Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec orten eine „Krise des Systems“ im städtischen Gesundheitswesen und fordern daher in der nächsten Legislaturperiode strukturelle Reformen und vor allem eine Digitalisierungsoffensive.

Als möglicher Koalitionspartner der SPÖ in einer neuen Stadtregierung stünde die ÖVP auch parat, diese Reformen umzusetzen, betonte Mahrer.

Das Gesundheitssystem sei „von Jahr zu Jahr mehr zu einem Sorgenkind geworden“, kritisierte der ÖVP-Stadtrat. Die Spitäler seien – auch wegen des großen Zuzugs seit 2015 – überlastet; Patienten müssten lange Wartezeiten in Ambulanzen und auf geplante Operationen erdulden (der KURIER berichtete).

Dazu kämen ein eklatanter Mangel an Kassenärzten vor allem auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendheilkunde. Ebenso schmerzlich vermisst würde ein Angebot für Schmerzpatienten. „Die Stadtregierung muss handeln und für mehr Personal und moderne Strukturen sorgen“, forderte der türkise Spitzenkandidat für den 27. April.

Hotline 1450 ausbauen

Um den Zustrom auf die Spitäler besser zu steuern und bis zu einem gewissen Grad zu drosseln, will die ÖVP die Gesundheitshotline 1450 ausbauen und digitalisieren. Dafür hätte die ÖVP „nicht nur eine Vision, sondern einen konkreten Plan“, sagte Mahrer: Der telefonische Informationsdienst soll um Telemedizin und Video-Untersuchungen erweitert werden. Darüber hinaus sollen über die Hotline auch Terminbuchungen möglich werden. Durch bessere Steuerung der Patientenströme könnten 2,4 Milliarden Euro eingespart werden.

Einsatz von Künstlicher Intelligenz

Hart das Urteil von Korosec, die Wiens Spitalswesen „in der digitalen Steinzeit“ verortet: „Als Tennisspielerin buche ich natürlich meinen Platz online, es gibt aber keine Möglichkeit für eine Online-Buchung in einer Ambulanz.“ Die Stadt müsse sich auch die Hightech-Spitäler in Südkorea oder Singapur als Vorbild nehmen, wo Künstliche Intelligenz in der Medizin eingesetzt werde. Stattdessen würden in Wien in den städtischen Spitälern die Operationssäle ab 14.30 Uhr leerstehen – während gleichzeitig Menschen monatelang auf geplante Operationen warten müssten.

In einem Punkt gab es von Korosec aber auch Anerkennung – nämlich für den Ausbau der Primärversorgungszentren in der Stadt. Zwar hätte Wien von den 36 angekündigten Einheiten erst 24 eröffnet, aber: Davon seien immerhin acht Kinder-Primärversorgungszentren, was besonders positiv für Eltern sei, die in Wien keine Termine bei Kassenärzten bekämen.

Mehr Augenmerk sei in Wien auch auf Prävention und Vorsorge zu legen – und zwar nicht ab irgendeinem Alter, sondern am besten schon im Kindergarten.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

ÖVP steht für Österreichische Volkspartei. Gegründet wurde sie 1945 in Wien als Nachfolgepartei der Christlichsozialen Partei. Die Parteifarbe der ÖVP ist Türkis (das frühere Schwarz wird aber auch noch verwendet). Sie vertritt das bürgerliche, konservative Spektrum und gilt traditionell als der Wirtschaft, den Bauern und der römisch-katholischen Kirche nahestehend – sie wird daher als Mitte-rechts-Partei eingeordnet. Von 1996 bis 2001 war die Wiener ÖVP Teil der Stadtregierung, stellte bisher aber nie den Bürgermeister. Parteichef in Wien ist aktuell Karl Mahrer.

Karl Mahrer (Jahrgang 1955) ist Wiens ÖVP-Chef - er übernahm die Stadttürkisen nach dem Rücktritt von Gernot Blümel im Jahr 2021. Mahrer hat seine Wurzeln bei der Polizei, er war unter anderem Vizepräsident der Landespolizeidirektion Wien. Von 2019 bis 2021 war er Sicherheitssprecher des ÖVP-Parlamentsklub. In dieser Funktion folgte ihm Christian Stocker, derzeitiger Bundeskanzler, nach. Mitten im Wienwahhlkampf 2025 erhob die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen Untreue in der Causa Wienwert Anklage gegen Mahrer. Dieser beteuert seine Unschuld.

SPÖ steht für Sozialdemokratische Partei Österreichs. Gegründet wurde sie 1889 in Hainfeld (NÖ) als Sozialdemokratische Arbeiterpartei, ihre Wurzeln liegen in der Arbeiterbewegung. Die Parteifarbe ist Rot. 

In Österreich zählt die SPÖ zu den sogenannten linken Parteien; im Grundsatzprogramm von 1998 bekennt sie sich zu den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vollbeschäftigung. Säulen der Partei sind auch die Vertreter aus Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB). Seit 1945 stellt die Wiener SPÖ durchgehend den Bürgermeister – aktuell ist das Michael Ludwig.

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