Wiens neue ÖVP-Stadträtin: "Ich will nicht draufhauen, so bin ich nicht"

Kasia Greco
Kasia Greco, die neue nicht-amtsführende Stadträtin der Wiener ÖVP will auf die Themen Wirtschaft und Gesundheit setzen.

Wenn man von Kasia Greco noch nichts gehört hat, dann liegt es nicht daran, dass sie nichts zu sagen hat. Die quirlige 53-Jährige ist beim Gespräch nicht zu stoppen und vermittelt nicht den Eindruck, als ob das jemals anders wäre.

Seit Juni ist sie nicht-amtsführende Stadträtin der Wiener ÖVP und soll dabei vor allem wieder für mehr Glaubwürdigkeit in Sachen Wirtschaftskompetenz sorgen. Die „waschechte Wienerin mit polnischen Wurzeln und einem süditalienischen Mann“, wie sie sich selbst vorstellt, war viele Jahre international im Gesundheitsmanagement tätig, war Vizepräsidentin der Wiener Wirtschaftskammer und führt mittlerweile ein Ein-Personen-Unternehmen (EPU), bei dem Sie auf Online-Coachings zu Female Leadership spezialisiert hat. Bei der Frage, wie sie als Powerfrau, mit den männlichen Platzhirschen der ÖVP klarkommt, lacht sie. „Ich überfordere sie sicher manchmal.“

Diese mögliche Überforderung hat aber nicht zu weniger Zustimmung gesorgt. Bei der innerparteilichen Wahl des Landespräsidiums hat sie bei 21 Stimmen lediglich eine Gegenstimme bekommen. Weil sie eine Anpackerin sei, hieß es damals bei mehreren Funktionären. Eine, die sich für nichts zu schade sei.

"Was soll ich alleine bewirken?"

Eine Zeit lang war Greco auch Landesobfrau der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), „eine schwarze Obfrau am roten Wienerberg“. Zusammenarbeit über Parteigrenzen oder trotz unterschiedlicher Meinungen ist ihr also nicht fremd. Sie sei eine überzeugte Sozialpartnerin, erklärt sie, und freue sich zudem auf konstruktives Arbeiten mit der Landesregierung, unter anderem mit der roten Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak, denn „was soll ich alleine bewirken?“. Kritik wolle sie sachlich üben. Immerhin gehöre sie der derzeit kleinsten Oppositionspartei an, auch wenn „unser Ruf schlechter ist, als uns gerecht wird“.

„Ich will nicht draufhauen. Das war ich nie und werde ich nie sein. Ich möchte konstruktive Kritik üben“, erklärt sie ihr Verständnis von ihrer künftigen Rolle. „Miteinander wird oft als Schwäche und als zu freundlich angesehen, aber dem ist nicht so.

Auch intern ist sie auf Harmonie bedacht: Mit Klubobmann Harald Zierfuß habe sie einen dynamischen Mitstreiter an ihrer Seite und mit Markus Figl habe die Volkspartei einen Chef, der frischen Wind bringe.

Standort im Fokus

Thematisch wird sie auf Wirtschaft und Gesundheit setzen, wobei bei Letzterem die ÖVP mit der „Koryphäe Ingrid Korosec“ ohnehin gut aufgestellt sei. Sie wolle sich mehr darauf konzentrieren, was der Standort braucht und wie man besser kommunizieren kann. Etwa an jene Menschen, die neu bei uns sind. „Das betrifft schon Personen, die wie mein Mann aus Italien kommen. Der wäre nie auf die Idee gekommen, zu einem HNO-Arzt zugehen.“ Wissen über das Gesundheitssystem unter die Leute zu bringen, würde alle entlasten.

Im Wirtschaftsbereich würde sie sich weniger Bürokratie, dafür mehr Platz für Innovation wünschen. Als Beispiel nennt sie neue Gewerbescheine. „Die Wirtschaft entwickelt sich gerade im Online-Bereich schnell weiter. Wenn man jungen Gründern sagt, du kannst das nicht machen, weil es gibt dafür keinen Gewerbeschein, wird man als Konsequenz die Innovation nicht in der Stadt haben.“

Konkrete Vorschläge will sie zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht präsentieren, sie möchte die nächsten Wochen erst dafür nutzen. viele Gespräche zu führen. „Meine Erfahrungen spiegeln einen Promilleteil der Bevölkerung wieder“, sagt sie. Schon allein die Erfahrungen als Online-EPU in Währing seien eklatant anders als etwa jene eines Handels-EPU in Favoriten. „Ich fordere erst dann etwas, wenn ich die Grundidee mit den Menschen, die es betrifft, abgeklärt habe und weiß, ob etwas nicht nur Kasias Weltbild ist, sondern die Bevölkerung auch tatsächlich will.“

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