Nur Öffis verteuern wäre falscher Weg

Linie 71
Die Stadt plant, das 365-Euro-Ticket zu verteuern. Warum das als Maßnahme nicht alleine kommen darf.
Josef Kleinrath

Josef Kleinrath

Gestern mit der U3 zum Gasometer, heute mit der U6 in die Redaktion nach Heiligenstadt, am vorigen Wochenende über Hütteldorf mit dem Bus nach Neustift am Walde, zuletzt mit der U2 in die Seestadt Aspern oder mit dem 71er nach Simmering zur Hauptwerkstätte der Wiener Linien. 

Bei mir ist es das Klimaticket, für die Wienerinnen und Wiener ihr 365-Euro-Ticket, das fast alle Ziele in Wien öffentlich und ohne Vorplanen gut erreichbar macht. Auch wenn der 71er gerade Probleme macht und andere Linien unterbrochen sind. Das war an dieser Stelle schon Thema. Investitionen ins Netz gehen vorübergehend zulasten der Bequemlichkeit, sichern aber dessen Qualität auf Dauer ab.

Das gilt auch für die Preisdebatte um das Öffi-Ticket. Das Ticket für die Wiener Linien wird teurer. Das steht außer Frage, auch wenn sich Bürgermeister Michael Ludwig noch nicht auf die Höhe festlegen lässt.

Größte U-Bahn-Baustelle

Wien hat eines der besten und günstigsten öffentlichen Verkehrsmittel in Europa. Und dieses jetzt schon gute Netz wird weiter ausgebaut, Stichwort U2 und U5. Dass es in den Randbereichen schwieriger wird, ist nicht ideal, aber normal. Stichwort: Letzte Meile. Nach 13 Jahren darf man über eine Erhöhung des Preises für das Wiener Öffi-Ticket nachdenken. Wenngleich diese Maßnahme dazu führen kann, Menschen wieder ins Auto zu drängen. Was den erklärten Zielen der Stadt, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs drastisch zu senken, diametral entgegensteht.

Deshalb braucht es begleitende Maßnahmen: Etwa sozial gestaffelte Vergünstigungen für jene, die sich selbst den dann immer noch günstigen öffentlichen Verkehr nicht leisten können. Noch bessere Radverbindungen und weitere Verbesserungen für Fußgänger. 

Und eine noch deutlichere Erhöhung der Gebühren für das Parken samt einer gerechteren Verteilung des öffentlichen Raums. Denn dieser steht überproportional dem Auto zur Verfügung. Selbst in der tollen Öffi-Stadt Wien.

46-192676382

Josef Kleinrath

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Die Wiener Linien betreiben das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Dazu gibt es 109 U-Bahn-Stationen und rund 880 Kilometer Buslinien. Zu Spitzenzeiten sind rund 1.000 Fahrzeuge unterwegs. Sie können gleichzeitig mehr als 260.000 Menschen transportieren. Allein in einer der 160 U-Bahn-Garnituren haben 900 Menschen Platz. 

2023 besaßen rund 1,2 Millionen Menschen eine Jahreskarte oder ein anderes Dauer-Ticket. Mit rund 8.700 Mitarbeitern sind die Wiener Linien einer der größten Arbeitgeber der Stadt Wien. 

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