Massiver Ärger über Gleisbauarbeiten in Wien: "Das ist nicht lustig für uns"

Simmering, 71, Bimlinie, Gleisbauarbeiten, Wien
Die aktuelle Erneuerung der Gleise sorgt in Simmering für längere Fußwege und Gesichter. Die Ersatzbusse fahren nicht alle Stationen an. In Floridsdorf wartet man weiterhin auf neue Schienen.

Eine ältere Dame betritt am Mittwochvormittag einen Friseurladen in der Simmeringer Hauptstraße. Drei Stationen, die sie normalerweise gern mit dem 71er zu ihrem Friseur fährt, musste sie nun zu Fuß gehen. „Gehen ist eh schön, aber nicht, wenn man dazu gezwungen wird“, erzählt die Kundin.

Derzeit sorgen Gleisbauarbeiten für die Straßenbahnlinien 71 und 18 für Einschränkungen im öffentlichen Verkehr – und für Unmut bei den Anwohnern. Der 71er kann nur zwischen der U3-Station Enkplatz und Kaiserebersdorf fahren.

Am Rennweg beginnen die Arbeiten rund um die Gleiserneuerungen, dort gibt es stadtauswärts eine Sperre für den gesamten Verkehr. 

Die Folge sind Umleitungen, die auch den Ersatzbus 71E treffen. Der fährt nämlich nur bis zur Station St. Marx. Die Stationen Litfaßstraße, Molitorgasse, Zippererstraße und Hauffgasse entfallen hingegen komplett.

„Ältere sind blockiert“

Dass der Ersatzbus nicht die gesamte Strecke abdeckt, kann Doris Becher, die Besitzerin des Friseurladens in Simmering, nicht verstehen. „Viele Kunden haben derzeit keine Möglichkeit, zu mir zu kommen. Gerade für ältere Menschen ist der 71er eine Hauptverkehrslinie, die sind jetzt total blockiert“, schildert sie. 

Simmering, 71, Bimlinie, Gleisbauarbeiten, Wien

Die Kunden des Friseurladens an der Simmeringer Hauptstraße müssen derzeit mehrere Stationen zu Fuß gehen, um sich die Haare schneiden zu lassen. Besonders für Ältere eine Herausforderung. 

Besonders schlimm sei es in der vorigen Woche gewesen. „Wegen der Hitze habe ich manche meiner Kunden mit dem Auto weiter rein nach Simmering gebracht, weil sie es einfach nicht geschafft hätten“, klagt die Inhaberin des Ladens.

"Dritter und elfter Bezirk bleiben gut angebunden"

Vonseiten der Wiener Linien heißt es, dass der Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz mit einem Fußweg nach wie vor möglich sei. „Trotz der Einschränkungen bleiben der dritte und elfte Bezirk weiterhin durch die U3 sowie den Ersatzbus 71E und die Buslinien 74A, 77A und 80A gut angebunden.“

Shuttlebus unterwegs

Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gebe es einen Shuttlebus zwischen der U3-Station Schlachthausgasse und St. Marx. „Im Umfeld der Haltestellen Litfaßstraße, Molitorgasse und Hauffgasse gibt es innerhalb von 200 bis 550 Metern mehrere Anschlussmöglichkeiten an das Wiener Öffi-Netz“, so die Replik.

Dass diese Alternativen für die Bewohner nicht ausreichen, findet auch Anrainer Othmar Ceche. „An vier Stationen fährt über einen Monat gar nichts. Das ist nicht lustig für uns. Wenn man dort weiter hinten seinen Arbeitsplatz hat, wüsste ich nicht, wie man da hinkommen soll“, sagt der 60-Jährige, der seit mehr als 25 Jahren an der Simmeringer Hauptstraße wohnt. Er habe zumindest die U3-Station Zippererstraße in der Nähe.

Simmering, 71, Bimlinie, Gleisbauarbeiten, Wien

Anrainer Othmar Ceche: „An vier Stationen fährt über einen Monat gar nichts. Das ist nicht lustig für uns.“

Kritik an den Auswirkungen der Gleisbauarbeiten kam auch von FPÖ und Grünen. Vor allem die längeren Fußwege seien für ältere Personen bzw. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen eine erhebliche Belastung.

Ärger auch in Floridsdorf

Weiterhin für Ärger sorgen auch die Langsamfahrstrecken der Linie 26 auf der Donaufelder und der Schloßhofer Straße in Floridsdorf. Der grüne Klubobmann Heinz Berger hatte Ende Juni im KURIER kritisiert, dass der schlechte Zustand der Straßenbahngleise den Wiener Linien seit Jahren bekannt ist.

„Wir können die Aussagen von Heinz Berger so nicht bestätigen.“ Die Reaktion der Kommunikationszentrale der Wiener Linien ließ nicht lange auf sich warten. Man machte darauf aufmerksam, dass die rund 1.300 Meter lange Passage zwischen Hoß- und Franz-Jonas-Platz von Anfang August bis Ende des Jahres erneuert wird.

Dieser Hinweis wird von Anrainern und Fahrgästen in Floridsdorf nicht nur freudig kommentiert: „Jahre zu spät“, meint jemand am Hoßplatz staubtrocken. „Und was ist mit der Langsamfahrstrecke in der Donaufelder Straße?“ Fragt nicht nur Heinz Berger.

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