Neue Wiener Bim-Linie 12 ab Montag auf Schiene

Auf Gleisen zu stehen ist ein unangenehmes Gefühl. Auch wenn man genau weiß, dass kein Zug auf der Strecke fahren wird. Denn die betreffenden Gleise liegen in der Vorgartenstraße in der Leopoldstadt. Einem Ort, an dem es erst seit Kurzem überhaupt Gleise gibt. Gebaut eigens für die neue Straßenbahnlinie 12.
Ab kommenden Montag, 1. September, wird die neue Linie die Bezirke 8, 9, 20 und 2 miteinander verbinden. Verlaufen wird sie dabei von der U6-Station Josefstädter Straße bis zur Hillerstraße (siehe Grafik).
2,2 Kilometer neue Gleise
Auf dem Großteil der Strecke fährt die neue Straßenbahn auf bestehendem Gleis: Von der Josefstädter Straße bis zum Höchstädtplatz auf den Schienen der Linie 33. Von dort bis zur Rebhahngasse teilt sich die neue Bim die Gleise dann mit der Linie 2.

Die neue Bim-Linie 12
Auf dem letzten Abschnitt aber, zwischen Rebhahngasse und der Endstation Hillerstraße, wurde eine neue 2,2 Kilometer lange Gleisstrecke gebaut. Bis Montag wird hier noch keine Straßenbahn regulär verkehren. Eine erste Probefahrt wurde am Freitagvormittag aber bereits absolviert.
Mitten auf dem neuen 230 Meter langem Grüngleis ging es los. Die Vorgartenstraße entlang, vorbei an einigen der 100 auf der Neubaustrecke gepflanzten Bäumen. Und den Radwegen: „Wortwörtlich in letzter Sekunde haben wir noch baulich getrennte Radwege auf den Weg gebracht“, sagt Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Die Planung der Linie 12 sei schon so lange her, dass noch mit Fahrradstreifen gearbeitet wurde. „Das ist jetzt völlig veraltet.“ Stattdessen gibt es nun auf fast der gesamten Neubaustrecke auch extra Radwege.
8-Minuten-Takt
Aber zurück zur Straßenbahn: An fünf Haltestellen bietet der 12er Umstiegsmöglichkeiten zu den U-Bahn-Linien U1, U4 oder U6 sowie bei zwei Haltestellen Anbindung zur S-Bahn. Auch zur künftigen U5 wird es im Arne-Karlsson-Park im neunten Bezirk eine Anbindung geben.

Auf der neuen Linie 12 gibt es ein 230 Meter langes Grüngleis
Zu den Hauptverkehrszeiten soll die neue Linie im zirka 8-Minuten-Takt unterwegs sein, berichten die Wiener Linien. Insgesamt 16.000 Fahrgäste täglich soll sie befördern, ergänzte deren Geschäftsführerin Alexandra Reinagl. Sie freue sich, die neue Linie zu eröffnen, vor allem in Zeiten, in denen es „immer schwieriger wird, Bauvorhaben in der Zeit und im Budget abzuschließen“.
Zu Letzterem: Veranschlagt wurden für das Projekt insgesamt 60 Millionen Euro, damit sei man ausgekommen, berichten die Wiener Linien. Zu Ersterem: Seit Baubeginn im Juli 2024 ist man im Zeitplan geblieben. Davor aber – während der Planung – hat die neue Linie mit zwei Jahren eine ordentliche Verspätung aufgerissen. Ursprünglich hätte sie schon im Herbst 2023 fahren sollen. Woran die Verspätung damals lag, war nicht ganz klar.

Am Freitag fand die erste Probefahrt mit der neuen Straßenbahn 12 statt
Das ist aber längst vergangen, in ein paar Tagen wird die Bim auf Schiene sein. Damit wird dann auch der Busverkehr in der Gegend umstrukturiert. Ab Montag wird es keine Buslinie 11B mehr geben, sie wird in die Linie 11A integriert, heißt es von den Wiener Linien.
Offene Wünsche
Erfreut über die neue Straßenbahnlinie zeigten sich auch die zwei Bezirksvorsteher aus dem 20. und dem 2. Bezirk. Ausnahmslos alle Wünsche konnten aber noch nicht erfüllt werden.
Christine Dubravac-Widholm (SPÖ), Bezirksvorsteherin der Brigittenau, etwa freue sich auf „den Endausbau“ der Linie. Gemeint ist dabei die Strecke durch das Nordwestbahnviertel. Die Flächen dort seien reserviert und werden derzeit geprüft, heißt es von den Wiener Linien. Ob tatsächlich gebaut wird, ist noch unklar.
Einen weiteren Ausbau des 12ers wünscht sich auch Alexander Nikolai, SPÖ-Bezirksvorsteher der Leopoldstadt – und zwar bis zur U2. Vorerst wird es das zwar nicht geben, aber: „Wir bleiben dran“, sagt Nikolai.
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