Naschmarkthalle eröffnet: großer Andrang, gemischte Reaktionen

Die neue Markthalle am Wiener Naschmarkt
Ab sofort bieten dort dreizehn neue Standler ihre Ware an. Was es gibt und was Besucher, Nachbarn und Gegner davon halten.

Lange geplant, noch länger diskutiert und nun offiziell eröffnet: Seit gestern ist die Naschmarkthalle bei der Kettenbrückengasse für Besucher geöffnet.

Im „Marktraum“, wie die Stadt das 25 Meter breite und 30 Meter lange Gebäude nennt, sind dreizehn regionale Standler untergebracht, angekündigt wurde ein regionales Angebot.

Trotz der über Jahre hitzig geführten Debatte war man bei der Stadt dann doch nicht ganz auf den medialen Andrang vorbereitet und musste den Zugang zur Pressekonferenz schließen.

„So etwas habe ich noch nie erlebt“, kommentierte die für Märkte zuständige Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (Neos). Gefasster wirkte Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), schließlich war sie es, die das Projekt über mehrere Jahre trotz reichlich Kritik durchzog.

Die Eröffnung sei für sie ein „emotionaler Freudentag“, auch wenn es „Anlaufschwierigkeiten gab und wir etliche Runden ziehen mussten. Die Details erspare ich Ihnen.“

Kritik an "Fake-Bürgerbeteiligung"

Die Details kennt Monica Ferdiny, Sprecherin der Bürgerinitiative „Freiraum Naschmarkt“, die mit einem Infostand vertreten ist. Man will aufklären, „wie Sima am Naschmarkt vorgegangen ist“.

Kritisiert werden „Fake-Bürgerbeteiligungen“ und skandalöse Ausschreibungen, die sicherstellen sollten, dass die gewünschte Halle gebaut wird. „Und die ist leider auch gekommen“, sagt Ferdiny.

Begutachtet wird die Markthalle auch von benachbarten Gastronomen wie Jing Chen, Food-Influencer und Betreiber des „Sopherl am Naschmarkt“.

"Ein starker Kontrast zum alten Naschmarkt"

Vom Endergebnis ist er „positiv überrascht. Es ist ein starker Kontrast zum alten Naschmarkt und kann vielleicht neue Zeiten einläuten. Es ist megamodern und wunderschön geworden. Auch die Auswahl der Stände ist super. “

Einer davon ist die Bio-Fleischerei „Wald gut“ aus dem Waldviertel. Das Fleisch stammt ausschließlich aus eigener Freilandhaltung.

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Auf 850 Quadratmetern haben 13 Stände Platz, Teil der Halle sind auch eine Markttafel sowie ein Workshop-Raum mit Küche.

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Blick ins Innere der neuen Markthalle.

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Anna Putz betreibt den Bio-Stand „Hut & Schanze“. 

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Frischer Fisch bei "Fangfrisch von Alex"

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Richtig guter Leberkäs bei "Wald gut".

Der Leberkäse wird ausdrücklich nicht in Pressform gebacken, damit er sich „wie ein Gugelhupf“ im Ofen entfalten kann und eine knusprige Kruste bekommt. Die Leberkässemmel gibt es für einen Pauschalpreis von fünf Euro, egal wie dick geschnitten.

Viel regionale Bio-Ware

Was ein Rundgang – nicht ganz ohne Gedränge – bestätigt: Auch das restliche Angebot ist hochwertig: Bei „Hut & Schanze“ haben sich die Pilzproduzenten „Hut & Stiel“ sowie „Bioschanze“ für Obst und Gemüse zusammengeschlossen.

Bei „Unverschwendet“ werden Lebensmittel gerettet und eingerext, etwa als Marmelade, Chutney oder Sirup.

Beim Ableger der italienischen Käserei „Fratelli Valentino“ bekommt man Frischkäse aus Milch von einem Hof in Laab im Walde (NÖ), per Hand hergestellt werden Mozzarella, Stracciatella oder Ricotta und Fior di Latte.

Der Nachbarstand von Alexander Moser und Gastronom Tono Soravia („Collina am Berg“) fokussiert von März bis Oktober auf Fisch aus Wildfang vom Kärntner Millstätter See, darunter Reinanke, Barsch, Hecht und Waller. Im Winter steigt man auf Kärntner Zuchtfische um.

"Das wird ein Gewinn für den Bezirk"

Während die Produzenten ihre Ware auch als kleine Speisen „auf die Hand“ anbieten dürfen, ist „Brutal am Markt“ der einzige rein gastronomische Stand, angeboten werden Burger (12 Euro).

Und was sagen die ersten Besucherinnen und Besucher? Regina S. plant, regelmäßig im „Marktraum“ einzukaufen: „Endlich ist es fertig und es schaut gut aus. Das wird sicher ein Gewinn für den Bezirk."

Sie kenne den Markt seit 40 Jahren, dieser habe sich immer weiterentwickelt: "Vorne ist es vielleicht schon zu viel Gastronomie, im Sommer kann man bei den vielen Touristen fast nicht durchgehen.“ An der (zumindest jetzt im Winter) geschlossenen Hallenkonstruktion stört sie sich nicht.

„A g’mütliche G’schicht“

Positiv angetan ist auch Martin Herles: „Die Ware ist top und es gibt etwas zum Trinken, also eine sehr g’mütliche G’schicht.“ Und architektonisch? „Da die Halle am Ende vom Markt ist und es hier vorher nur lustige Gwandstandln gab, ist es keine Schande.“

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Blick von der Dachterrasse der Markthalle.

Kein „Gwand“, sondern Fleisch und Wurst bietet Ernestine Spadt am Platz neben der Markthalle an. Ob sie durch die Halle mehr Kundschaft gewinnt, bezweifelt sie: „Es werden viele Touristen und Ausflügler sein.“

Den „Marktraum“ findet sie schön, nur die Aussicht auf die Otto-Wagner-Häuser sei halt weg. Ungehindert sehen kann man die zumindest vom Dachgarten der Markthalle.

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