Nachtzug nach Paris: Demonstranten wollen Verbindung im Pyjama retten
Im Schlafanzug und mit Kuscheltieren standen etwa vierzig Personen vor dem Wiener Hauptbahnhof. Gekleidet in ihrer persönlichen Kampfmontur, wollten sich die Demonstranten im Gefecht um den Nachtzug nach Paris noch nicht geschlagen geben.
Wie berichtet, wird ab 14. Dezember die Nightjet-Verbindung zwischen Wien und Paris eingestellt. Die französische Bahngesellschaft SNCF hat die Zusammenarbeit mit den ÖBB aufgekündigt, nachdem die Regierung in Paris mitgeteilt hatte, dass die staatlichen Zuschüsse für den Betrieb der Nachtzüge Wien – Paris und Berlin – Paris zu streichen. Ohne einen internationalen Partner können die ÖBB die Nachtzüge aber nicht betreiben, das Ende des Nightjets nach Paris war somit besiegelt.
Die Initiative „Oui au train de nuit“ (Ja zum Nachtzug) gibt sich damit aber nicht zufrieden und traf sich deshalb am Dienstagabend zur Demonstration vor dem Wiener Hauptbahnhof.
Der Nachtzug Paris – Wien sei „die einzige Bahnverbindung zwischen den beiden Ländern“, heißt es in einer Aussendung der Initiative. „Diese Strecke ist unverzichtbar, damit Franzosen in Österreich und Österreicher in Frankreich den Kontakt zu ihren Angehörigen und ihrem Herkunftsland aufrechterhalten können.“ Unterstützung in der Causa kam von den Grünen: Sowohl Gemeinderätin Heidi Sequenz als auch Nationalratsabgeordnete Elisabeth Götze ließen sich im Pyjama blicken.
Die einzige – und letzte – Chance im Schlafanzug zu demonstrieren war das übrigens nicht. Schon vor der Demo in Wien trafen sich Angehörige der Initiative in Paris, Straßburg und Nancy. Weitere Termine sind geplant.
Ein Hoffnungsschimmer?
Zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer für den Nightjet könnte es geben: Frankreichs neuer Bahnchef sprach sich erst kürzlich offen für Nachtzüge aus. Außerdem, so ein Sprecher der ÖBB, würden auf informeller Ebene durchgehend Gespräche geführt werden. Ein offizielles Angebot aber fehle. „Wir sind da, sobald SNCF auf uns zukommt,“ so der Sprecher.
Insgesamt sei diese „Diskontinuität“ für die ÖBB aber schwierig. Die Menschen sollten sich auf die Verbindung verlassen können, so der Sprecher. Und dass die Zugverbindung schnell wieder zustande kommt, ist unwahrscheinlich: 18 Monate im Voraus muss die Trasse reserviert werden.
Bessere Nachrichten gibt es hingegen für den Nachtzug Paris–Berlin. Denn das niederländisch-belgische Bahn-Unternehmen European Sleeper will die Verbindung zwischen Berlin und Paris von den ÖBB übernehmen, berichtete der Standard.
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