Jugendlichen (16) mit 50 Axthieben getötet: Lebenslange Haft für Oberösterreicher

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Der Mann will sich an die Tat nicht erinnern können. Er hatte vor der Tat Drogen und Alkohol konsumiert.

N. wurde sechzehn Jahre alt. Sechzehn Jahre, in denen er vor allem mit menschlichen Abgründen konfrontiert war. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in Bulgarien, wurde er von seiner Familie schon früh zur Prostitution gezwungen. Sein älterer Bruder agierte als Zuhälter und vermittelte ihn an Männer im Ausland, die Sex mit Minderjährigen suchten.   
So kreuzte sich schließlich im vergangenen Frühjahr sein Weg mit dem des 45-Jährigen Oberösterreichers, der ihn wenige Monate später mit 50 Axthieben auf seinen ungeschützten Körper  ermorden sollte. Am Dienstag musste sich der Mann am Wiener Straflandesgericht für seine Tat verantworten.  

1.500 Euro für Wochenende mit Burschen

Der Angeklagte, der von Astrid Wagner vertreten wird, lud den jungen Burschen nach Wien ein. Schon beim ersten Treffen kam es zu sexuellen Handlungen. Bis Oktober kam es alle zwei bis drei Wochen zu Treffen, der Österreicher entwickelte eine zunehmende Obsession. Für ein Wochenende mit dem Jugendlichen zahlte er bis zu 1.500 Euro, nahm sogar einen Kredit auf.  Er sagt: „Für mich war es wie in einer Partnerschaft.“ Das will die Staatsanwältin so nicht stehenlassen – die beiden hätten nur mittels Übersetzungs-App miteinander kommunizieren können, dadurch seien alle Gespräche einsehbar: „Das war eine geschäftliche Beziehung. Aus dem Chat wird die Macht und Überlegenheit dem 16-Jährigen gegenüber deutlich.“ 

Der Bruder des 16-Jährigen soll immer höhere Beträge verlangt und den 45-Jährigen unter Druck gesetzt haben. Der nun Beschuldigte hatte auch Angst vor Erpressung aufgrund seiner sexuellen Vorlieben. Deshalb hatte er den Plan, wieder nach Linz zu ziehen, um "mein Leben zu ordnen". Der Bruder des 16-Jährigen sei es gewesen, der ihm Crystal Meth besorgt habe, das er zur sexuellen Stimulanz nahm. Bei dem Mann wurden im Zuge der Ermittlungen Bilder von Missbrauchsdarstellungen von Kindern entdeckt. Dieser Tatbestand wurde jedoch aufgrund der Schwere der anderen Delikte von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

"Schlaf gut"

Am ersten Oktoberwochenende 2024 war der Jugendliche erneut  beim Angeklagten in dessen Wohnung im Wiener Sonnwendviertel in Favoriten zu Besuch. Am Sonntag, den 6. Oktober gingen die beiden in den Prater. „Wir hatten immer viel Spaß“, sagt der Oberösterreicher, der immer wieder in Tränen ausbricht. „Er hat mir daheim Sex versprochen“. Er habe wegen der aufputschenden Wirkung noch Crystal Meth konsumiert, wie er es bei diesen Treffen immer gemacht habe. Doch dann wollte der Junge nicht mehr:  „Er hat gesagt, er ist müde und hat Schmerzen. Ich habe ihn sehr geliebt und ihm alle Wünsche erfüllt und er sagt trotzdem nein. Ich war so enttäuscht.“ Aus Frust habe er auch zu einer Flasche Wodka gegriffen. Der Junge sei schlafen gegangen. 

Seine letzten Worte an den Burschen, dank Übersetzungs-App festgehalten: „Schlaf gut.“ Was dann geschah,  gibt der Mann an, nicht mehr zu wissen: „Ich war voll drauf.“ Laut Staatsanwältin holte er eine Axt aus dem Keller und schlug damit in der Wohnung 50 Mal auf den Jungen ein. „Es war eine Hinrichtung“, sagt der Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp, u. a. wurden Rückenmark und Halsschlagader vollständig durchtrennt. „Es war die vollständige Vernichtung“, sagt der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann

Lebenslang

Nach der Tat schrieb der Mann noch Nachrichten an die Polizei und seine Familie. Danach wollte er Suizid begehen. Seine Schwester überredete ihn, nach Oberösterreich zu kommen, wo dann die Polizei alarmiert wurde. Seither ist der Mann in U-Haft.  

„Wer hat ihn denn umgebracht?“, fragt ihn der Richter. „Das war ich“, flüstert der Angeklagte, dessen Stimmbänder seit einem Suizidversuch in der Haft zerstört sind. An zwei Hiebe könne er sich mittlerweile erinnern, der Rest sei ihm unerklärlich, so der Angeklagte. Die Erinnerungslücken führte der Psychiater eher auf den Stress zurück, den ein Täter bei einer solchen Tat habe. Bei der Festnahme wurden kaum noch Drogen und Alkohol im Blut des Mannes festgestellt. Weil er geordnet handelte und die Fahrt unfallfrei absolvierte, schenkte ihm die Staatsanwältin bezüglich der Erinnerungslücken keinen Glauben. Seine Anwältin Astrid Wagner setzte dem gegenüber, dass "eine ängstlich vermeidende Persönlichkeit" ohne die Drogen zu keiner "solchen Gefühlsentladung" fähig wäre.

Der 45-Jährige wurde, nicht rechtskräftig, wegen Mordes und sexuellen Missbrauchs Jugendlicher zu lebenslanger Haft verurteilt. Für den Vorsitzenden des Geschworenengerichts, Christoph Bauer, sei das alternativlos gewesen. „Sie haben das Leben eines jungen Menschen zerstört“, sagte er. „Das war nicht nur ein Mord, sondern ein Overkill.“ Eine solche Brutalität sei ihm in seiner Laufbahn noch nie untergekommen. 

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