Maul- und Klauenseuche: Schönbrunn schließt vorsichtshalber Streichelzoo

Maul- und Klauenseuche: Schönbrunn schließt vorsichtshalber Streichelzoo
Auch der Tirolerhof wird teilweise bis auf Weiteres geschlossen bleiben.

Wegen der Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Ungarn und der Slowakei hat die österreichische Regierung am Donnerstag bereits mehrere Maßnahmen erlassen.

Aus den beiden betroffenen Ländern gilt ein Einfuhrverbot für lebende Tiere empfänglicher Arten wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen sowie für frisches Fleisch und Rohmilch, Gülle und Mist und für Jagdtrophäen und Wildfleisch. Polizei und Zoll werden zudem für gezielte Kontrollen im grenznahen Raum herangezogen.

Nun hat auch der Tiergarten Schönbrunn reagiert. Der Wiener Zoo kündigte eine Schließung des Streichelzoos, eine vorübergehende Abgabe der Turopolje-Schweine und Teilsperre des Tirolerhofes an.

"In einigen Nachbarländern Österreichs wurden mehrere Fälle der hochansteckenden Tierkrankheit Maul- und Klauenseuche (MKS) bestätigt. Diese Viruserkrankung betrifft ausschließlich Paarhufer wie Rinder, Schweine und Ziegen, aber auch Zoo- und Wildtiere wie Antilopen, Hirsche und Giraffen. Der Erreger verbreitet sich durch direkten Kontakt mit dem Tier, aber auch durch kontaminierte Produkte, Ausscheidungen und Gegenstände. Die Maul- und Klauenseuche ist für Menschen ungefährlich. Allerdings können Menschen das Virus, das z.B. an Kleidung oder Schuhen haften kann, auf Tiere übertragen", informieren die Verantwortlichen des Tiergarten Schönbrunn.

Insgesamt kommen in Österreich aufgrund der vermehrten Fälle in Grenznähe bereits drei Verordnungen zum Einsatz. Ziel sei es, das Risiko einer Einschleppung nach Österreich so gering wie möglich zu halten, hieß es in einer Aussendung des Gesundheitsministeriums unter Beteiligung von Innen- und Finanzministerium.

Eine eigene Maul- und Klauenseuche-Bekämpfungsverordnung legt die Rahmenbedingungen für Sperrzonen in Österreich fest. Diese Sperrzonen betreffen insbesondere landwirtschaftliche Betriebe mit bestimmten Tierarten und beinhalten etwa verstärkte Hygieneregeln, betriebliche Kontrollen und Einschränkungen bei Tiertransporten. 

Aufenthalt in betroffenen Gebieten unbedenklich

Für Menschen bestehe keinerlei Einschränkung - der Aufenthalt in diesen Gebieten ist unbedenklich, auch für Haustiere. Eine Übertragung auf den Menschen ist nicht möglich, wurde betont. Die Verordnung zur Unterstützung durch Polizei und Zoll bei grenznahen Kontrollen zielt nicht auf stationäre Grenzkontrollen ab, sondern auf „mobile, risikobasierte Maßnahmen zur Verhinderung der illegalen Verbringung von Tieren oder Produkten“, wie es hieß.

Seit 2023 finden Grenzkontrollen zur Slowakei sowie Tschechien statt, zu Ungarn bereits seit dem Herbst 2015, ergänzte das Innenministerium. Grenzübergänge an Bundesstraßen und Autobahnen würden daher bereits permanent kontrolliert und Übergänge zum Beispiel an Gemeindestraßen punktuell durch Polizeikräfte überwacht. Die Grenzkontrollen werden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden intensiviert und ein Fokus auf Tiertransporte an diesen Grenzen gelegt, betonte das Innenministerium. 

Übertragung auch über die Luft möglich

Aufgaben der Polizei in diesem Zusammenhang seien die Anhaltung und Kontrolle von Fahrzeugen, die Überprüfung der notwendigen Dokumente sowie die klinische Untersuchung von Tieren durch Veterinärmediziner. Da die Viren über die Luft übertragen werden können, wären Grenzkontrollen allein auch wenig wirksam. Virologe Norbert Nowotny klassifiziert die Maul- und Klauenseuche (MKS) als hoch ansteckend.

Maul- und Klauenseuche: Schönbrunn schließt vorsichtshalber Streichelzoo

Es gebe tägliche Abstimmung auf Bundes- und Länderebene, wurde betont. Das Gesundheitsministerium appellierte an alle Tierhalter, Tierärzte, Jäger und Transportunternehmen, höchste Hygienestandards einzuhalten und sich über die geltenden Vorschriften zu informieren.

Burgenland hatte Kontrollen gefordert 

Die burgenländische Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne) hatte sich zuvor für Grenzkontrollen ausgesprochen, um Verbote wirksam kontrollieren zu können. Für sie war das Einfuhrverbot von Tieren und Frischfleisch aus der Slowakei und Ungarn „überfällig“.

In Österreich gibt es bisher keine Fälle. Im Bezirk Neusiedl am See erklärte das Gesundheitsministerium die vier Gemeinden Deutsch Jahrndorf, Mönchhof, Nickelsdorf und Halbturn zur Überwachungszone. In dieser werden sämtliche Betriebe durch die Veterinärbehörden überprüft und die darin gehaltenen Paarhufer beprobt. Eine Beobachtungszone, in der Stichproben genommen werden, umfasst die Bezirke Neusiedl, Eisenstadt Umgebung, Mattersburg und Oberpullendorf sowie Eisenstadt. 

Sperrzonen auch in Niederösterreich 

In Niederösterreich gibt es Sperrzonen im Bezirk Gänserndorf sowie in Gemeinden in den Bezirken Bruck an der Leitha, Mistelbach und Wiener Neustadt. Begrüßt wurden indes auch die eingeleiteten Schritte. „Eine Ausbreitung der hochansteckenden Tierseuche nach Österreich muss mit allen Mitteln gestoppt werden! Dafür braucht es harte Maßnahmen an der Grenze und dafür haben wir uns in den letzten Stunden intensiv im Sinne unserer Bäuerinnen und Bauern eingesetzt“, hielten Niederösterreichs Landesvize Stephan Pernkopf und Landwirtschaftskammerpräsident Johannes Schmuckenschlager (beide ÖVP) in einer Stellungnahme fest. 

Keine Einschränkungen weiter westlich

Im Linzer Tiergarten hat man die Maul- und Klauenseuche im Auge, Einschränkungen gibt es noch nicht. "Unsere Tiere werden von unseren Tierärzten überwacht, momentan ist alles in bester Ordnung", sagt die Zoologin auf Anfrage des KURIER. Deshalb sind derzeit noch keine Sperren notwendig. 

Das gilt auch weiter westlich, im Salzburger Zoo Hellbrunn, ebenso im Alpenzoo Innsbruck. Dort ist die Maul- und Klauenseuche zwar Thema in den Besprechungen, sagt Direktor André Stadler, Einschränkungen gibt es aber keine: "Auf Tierseuchen muss man immer vorbereitet sein. Wir haben ein gutes Monitoring mit unseren Tierärzten und sind immer in Abstimmung mit den Amtstierärzten."

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