Margareten: Wo die Kreativen zur Schule gehen

Margareten: Wo die Kreativen zur Schule gehen
Der "Creative Cluster" in einem alten Schulbau feiert Geburtstag. Nun wird die Oase für Künstler vergrößert.

von Adrian Zerlauth

Früher lernten in der Viktor-Christ-Gasse Schülerinnen und Schüler Lesen, Rechnen und Schreiben. Seit einem Jahr sitzen in den alten Klassenräumen aus den 80er-Jahren keine Kinder mehr, sondern Maler, Architekten, Musiker, Tänzer, eine Goldschmiedin und ein Bühnenbildner.

Im Herbst 2019 zog nämlich das "Creative Cluster" ins Schulgebäude des 5. Bezirks, das schon ziemlich in die Jahre gekommen ist. Nach einem erfolgreichen ersten Jahr gibt es ein besonderes Geburtstagsgeschenk: Die Kunst-Werkstatt wird erweitert. Ein neuer Trakt bietet insgesamt 120 Künstlern und Kreativschaffenden auf 3.600 Quadratmetern Platz zum Arbeiten. 

Der gemeinnützige Verein "Creative Cluster" ist eine spartenübergreifende Anlaufstelle für Menschen, die im künstlerischen und kreativen Bereich ihren Lebensunterhalt verdienen.

Margareten: Wo die Kreativen zur Schule gehen
Margareten: Wo die Kreativen zur Schule gehen

Ein altes Klassenzimmer wurde zur Gemeinschaftsküche umfunktioniert. Dass es sich  um ein ehemaliges  Klassenzimmer handelt, ist heute kaum mehr zu erkennen.

Wenig Platz für Kreative

Durch die Zwischennutzung von leerstehenden Gebäuden will der Verein Künstlerinnen und Künstlern Platz zum Arbeiten bieten. "Das Problem ist, dass es in der Stadt zu wenig leistbare Fläche für Kreativschaffende gibt. Wir wollen dem entgegenwirken", erklärt Zita Maria Kral, Projektmanagerin vom "Creative Cluster".

Der Verein will jedoch nicht nur Fläche bereitstellen, sondern bietet auch Beratungen, Abwicklung von Öffentlichkeitsarbeit und Kuratierung an. Kuratiert wird nämlich, wer ins "Cluster" einziehen darf, bewerben kann sich jeder. 

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Das alte Schulhaus in der Viktor-Christ-Gasse

"Uns ist wichtig, dass sehr viele unterschiedliche Kreativschaffende im Haus arbeiten. Dadurch entsteht eine Reibungsfläche, die für den kreativen Prozess enorm wichtig ist", sagt Karim El Seroui, Direktor des "Creative Clusters".

Eine bunte Mischung ist es auf jeden Fall: In der "Kreativ-Schule" sind Ateliers, Werkstätten, eine DJ-Schule, ein Kultur-Magazin, ein HipHop-Label, Drehbuchautoren, Tanzkollektive und seit kurzem elf Absolventinnen der Akademie der Bildenden Künste Wien untergebracht.

Margareten: Wo die Kreativen zur Schule gehen

Die neue Grätzel-Oase vor dem "Creative Cluster" wurde vom Architekturkollektiv "mostlikely" entworfen. Auch sie sind in der Schule beheimatet.

Nie mehr Schule?

Die Schule in Margareten ist die erste Immobilie, die die Stadt Wien zur Zwischennutzung ausgeschrieben hatte. Das "Creative Cluster" konnte mit seinem Projekt überzeugen und bezog vergangenes Jahr das Gebäude.

Der Vertrag läuft noch bis zum Jahr 2022. Was danach passiert ist noch offen. "Wir würden uns wünschen, dass der Standort hier längerfristig gefestigt werden kann. Das Projekt hier liefert einen wichtigen Teil für die Aufwertung des Grätzels, der Kunst- und Kulturszene und für die Arbeitssituation kreativer Menschen", sagt El Seroui.

Der Gemeinschaftsgedanke wird im Cluster groß geschrieben: 650 Quadratmeter Gemeinschaftsfläche, wie der begrünte Schulhof oder die Grätzel-Oase vor dem Haus, bietet den Kreativen eine angenehme Atmosphäre, um sich auszutauschen oder sich zu vernetzen.

Vernetzen können sich auch Besucherinnen und Besucher des "Creative Clusters". Vom 3. bis zum 6. September findet im Turnsaal die Ausstellung "No Sports Just Art" statt.

Und im November kann man im Rahmen der Vienna Art Week einen Blick in die Klassenräume werfen. Weitere Infos findet man hier.

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