Mann schoss auf Buchhalter: "Mir wurde ein Chip implantiert!"

Mann schoss auf Buchhalter: "Mir wurde ein Chip implantiert!"
33-Jähriger leidet unter psychischer Störung. Er muss für 3,5 Jahre hinter Gitter; Urteil ist nicht rechtskräftig.

Seine Welt ist eine einzige, große Verschwörungstheorie, doch: "Ich werde Ihnen jetzt die Wahrheit sagen. Hören Sie mir genau zu, gemeinsam können wir das aufdecken", kündigt er am Mittwoch in Wien dem Richter an.

Der 33-jährige Reifenhändler ist überzeugt, der "Prototyp" einer Suchtklinik zu sein, die er vor einigen Jahren wegen seines Kokain-Konsums besucht hatte. Doch dort habe das Übel seinen Lauf genommen. "Sie mussten mich dem Umfeld anpassen", erklärt der Angeklagte (vertreten von Rechtsanwalt Nikolaus Rast) im Landesgericht für Strafsachen.

Und das bedeute: Er habe einen Chip in den Magen oder ins Genick eingepflanzt bekommen. Dadurch würden seine Gehirnströme gesteuert. Außerdem habe er Akkus in Kapselform schlucken müssen und einen Ballon in den Bauch implantiert bekommen.

Auf Buchhalter geschossen

Doch die Verletzungen, die der Mann angerichtet hat, die sind real. Nachdem der Reifenhändler delogiert wurde, rief er bei der Hausverwaltung an: "Sie können mich Herrgott nennen!". Dann stattete er der Hausverwaltung einen Besuch ab, schoss mehrmals mit einer Luftdruckpistole auf einen Buchhalter, schlug auf ihn ein, trat ihn, als er am Boden lag. Der Mann erlitt mehrere Brüche im Gesicht. Eine Kollegin, die ihm zu Hilfe eilte, wurde ebenfalls verletzt.

"Das war nur mein Körper", erklärt der Angeklagte - ein psychiatrischer Sachverständiger hatte zwar eine psychische Störung diagnostiziert. Doch er sei zum Tatzeitpunkt im September des Vorjahres zurechnungsfähig gewesen.

"Bin vernünftiger Mensch"

"Ich bin ein normaler, vernünftiger Mensch. Sonst würde ich ja nicht bemerken, was mit mir passiert", erklärt er dem Richter. "Ich wurde, auf gut Wienerisch, gelegt." Die Suchtklinik, in der er war, arbeite mit KGB-Methoden. Ein Suchthilfeverein und viele andere Stellen seien in die Verschwörung involviert. "Das ist riesig und sehr komplex", verrät der Mann.

Und er ist überzeugt, dass auch die Hausverwaltung darin verstrickt ist. Nicht umsonst heiße sie "Realitätenverwaltung". "Die verwalten Realitäten. Meine Realität. Fällt Ihnen das nicht auf?"

Urteil: 3,5 Jahre Haft; nicht rechtskräftig.

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