Mafia-Prozess wegen Entführung und Erpressung: „Opfer schweigen aus Angst“

Prozess zur Straftat im Dittes-Hof
Erneut standen am Dienstag stümperhafte Mafiosi vor Gericht.

Pistolen mit Schalldämpfern, Handsägen, Kabelbinder und eine mit Nylon präparierte, eigens angemietete Wohnung im ersten Bezirk. Jene Mitglieder des montenegrinischen Kavac-Clans, die im März 2020 zwei Kroaten nach Wien lockten, sie malträtierten und Geld für deren Freilassung forderten, agierten auf den ersten Blick hochprofessionell.

Auf den zweiten – und nach stundenlanger Folter – stellte sich allerdings heraus, dass die Opfer nicht wie vermutet Millionäre waren. Nur 10.000 Euro sollen die Mafiosi letztlich erbeutet haben. „Die Aktion hat mehr gekostet, als sie einbrachte“, hielt ein Ermittler des Bundeskriminalamts am Dienstag am Wiener Landesgericht fest. Dort nämlich mussten sich ein Montenegriner und ein Serbe, die dem Clan zugerechnet werden, wegen ihrer Rolle in der erpresserischen Entführung verantworten.

Erst Ende März standen Mitglieder der verfeindeten Skaljari-Gruppierung in Wien vor Gericht, nachdem sie wegen Sprachproblemen und mangelnder Bombenbau-Kenntnisse mit einem Auftragsmord scheiterten.

Wie schon im März schwiegen die Angeklagten zu den Vorwürfen. Ebenso wenig äußern wollten sich die Opfer. Laut Staatsanwaltschaft aus Angst, „sonst stößt der Familie etwas zu“.

Die Beschuldigten werden durch zahlreiche sichergestellte Chats belastet. Ein Gutachten soll nun Sprachnachrichten mit den Stimmen der Verdächtigen abgleichen. Der Prozess wurde vertagt. M. Strohmayer

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Die Innere Stadt ist das historische Zentrum Wiens und gehört zur gleichnamigen UNESCO-Welterbestätte. Sie war schon im Jahr 97 als römisches Legionslager besiedelt. Mit 16.538 Einwohnern ist sie der bevölkerungsärmste Bezirk der Stadt - im Jahr 1880 lebten auf ihrem Gebiet 73.000 Menschen. Gleichzeitig pendeln täglich über 114.000 Menschen zum Arbeiten in den Bezirk. Die PKW-Dichte ist im Wien-Schnitt sehr hoch: Pro 100 Menschen gibt es in der Inneren Stadt 98 Autos. Bezirksvorsteher ist Markus Figl (ÖVP).

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