Ludwig bekräftigt Nein zur Sonntagsöffnung
Bei der SPÖ-internen „Wiener Konferenz“ am Samstag haben die Genossinnen und Genossen über den Wirtschaftsstandort Wien debattiert, der KURIER berichtete. Dabei fand Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) klare Worte zur Sonntagsöffnung. „Seit vielen Jahren wird sie aufs Tapet gebracht: Die Sonntagsöffnung. Dieses Mal will man mit dem Song Contest schon wieder einen neuen Anlauf dafür nehmen“, so der Stadtchef. „Ich sage euch ganz klar: Es wird keine Sonntagsöffnung in Wien geben!“
Damit positionierte er sich auch gegen ihm vertraute Wirtschaftsvertreter und gegen seinen Koalitionspartner.
Erst vor wenigen Tagen hatte sich Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck im Interview mit Heute für eine Testphase während des Song Contests ausgesprochen. Das würde sich auch die pinke Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling wünschen, wie sie schon im Sommer sagte. Ludwigs Rede am Samstag, die auszugsweise auch auf seinem Instagram-Account veröffentlicht wurde, macht das nun mehr als unwahrscheinlich. Vor allem weil der Bürgermeister auf Erfahrungen der temporären Sonntagsöffnung während der Fußball-EM 2008 verwies.
Damals hätten sich wegen schwachen Zulaufs sogar einige Geschäfte in der Inneren Stadt dazu entschlossen, am Finaltag gar nicht mehr aufzusperren, wie auch ein Blick ins Archiv bestätigt.
Bei der Debatte um den Eurovision Song Contest 2015 (ESC) hat der damalige Handelsspartenobmann der WKW, Erwin Pellet, gar flapsig gesagt: „Die Sonntagsöffnung bei der EURO hat es auch nicht wirklich gebracht.“ Ruck hatte übrigens damals schon auf eine Testphase während des ESC gepocht. Was wohl auch ins Gewicht fällt: Die heiße Phase des Song Contests nächstes Jahr ist vom 12. Mai, an dem das erste Halbfinale stattfindet, bis zum Finaltag am 16. Mai – also von Dienstag bis Samstag. Streng genommen müsste die temporäre Sonntagsöffnung also ohne Sonntag auskommen.
Ludwig bezog sich auch auf die Wünsche der Bevölkerung und zitierte in seiner Rede auch eine kürzlich veröffentlichte Umfrage der Gewerkschaft GPA. Demnach seien 75 Prozent der Menschen gegen eine Sonntagsöffnung. Neun von zehn Befragten sagten, dass der Sonntag ein Tag für Familie, Freunde, Vereine und Freizeit bleiben solle, acht von zehn, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Probleme mit der Kinderbetreuung bekommen würden.
Ludwig positioniert sich schon seit Wochen als Politiker, dem die Wirtschaftspolitik am Herzen liegt. Am Samstag grenzte er sich weiter vom Mitbewerb ab: „Wirtschaftspolitik bedeutet nicht, alles abzunicken, was Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaftsverbänden sagen, im Gegenteil: Eine kluge Wirtschaftspolitik bedeutet, Haltung zu zeigen.“
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