Lkw-Verkehr auf Wiens Autobahnen deutlich gestiegen
Der Lkw-Verkehr auf den Autobahnen und Schnellstraßen in Wien hat heuer massiv zugenommen, wie eine aktuelle Analyse des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) auf Basis von Daten der Asfinag ergab. Die Lkw-Belastung ist teilweise sogar höher als im Vor-Coronajahr 2019. Um die Klimaziele im Verkehr erreichen zu können, braucht es eine verstärkte Verlagerung der Güter auf die Bahn, betont der VCÖ. Und die Steuerbegünstigung von Diesel ist endlich auch in Österreich zu streichen.
Wie die Analyse zeigt, waren von Jänner bis August 2021 auf der A22 bei Kaisermühlen mit über 1,1 Millionen um fast vier Prozent mehr Lkw unterwegs als zur gleichen Zeit des Vorjahres, auf der A2 bei der Zählstelle Schönbrunner Allee mit fast zwei Millionen um fünf Prozent mehr, auf der A23 gab es bei der Zählstelle Donauinsel mit 2,8 Millionen eine Zunahme des Lkw-Verkehrs um rund neun Prozent, auf der S1 bei der Zählstelle Laxenburgerstraße mit über 2,8 Millionen um elf Prozent mehr und auf der S2 bei der Hermann Gebauer Straße um 19 Prozent auf mehr als 1,3 Millionen.
Teurer "roter Teppich" für Lkw
Auf der S1 und S2 waren die Lkw-Lawinen sogar größer als im Vor-Corona-Jahr 2019, macht der VCÖ aufmerksam. "Der Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen führt zu mehr Lkw-Verkehr, man breitet damit dem Lkw-Transit regelrecht den roten Teppich aus. Mehr Lkw-Verkehr bedeutet mehr Abgase, mehr Lärm, höheres Unfallrisiko und vor allem auch, dass Österreich seine Klimaziele verfehlt. Und dieses Verfehlen würde sehr teuer kommen", warnt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Der Rechnungshof hat in einem Bericht festgestellt, dass Österreich bei Verfehlen der Klimaziele im Jahr 2030 bis zu rund neun Milliarden Euro bezahlen muss.
Ungleichbehandlung bei Gleisanschlüssen
"Der Transport von Gütern ist unverzichtbar, aber ebenso ist es angesichts der sich verschärfenden Klimakrise unverzichtbar, diesen Transport so klimaverträglich wie möglich abzuwickeln. Anstatt Strafe zu zahlen, sollte Österreich beispielsweise verstärkt in betriebliche Gleisanschlüsse investieren", fordert Schwendinger.
Während die Anbindung der Betriebe an das Straßennetz im Regelfall vollständig durch die öffentliche Hand finanziert werde, blieben die verladenden Unternehmen trotz Förderung auf einen großen Teil der Kosten für die Gleisanschlüsse sitzen. Diese Benachteiligung der Gleisanschlüsse gegenüber der Straße sei rasch zu beseitigen; verlagerungswillige Unternehmen stärker als bisher zu unterstützen, finanziell und mit Know-How, etwa durch Verlagerungscoaches, so der VCÖ.
95 Prozent weniger Emissionen auf der Schiene
Werden Güter mit der Bahn statt mit Lkw-Sattelzügen transportiert, werden die durch den Transport verursachten CO2-Emissionen um 95 Prozent reduziert, wie Daten des Umweltbundesamts zeigen. Zudem verursachen schwere Lkw neben den Abgasen auch Straßenschäden und erhöhen das Unfallrisiko.
"Letztlich geht es um die Frage, in welchem Zustand die heutige Erwachsenengeneration unsere Umwelt den Kindern und Enkelkindern hinterlässt", sagt Schwendinger. Jeder und jede Einzelne kann durch das Konsumverhalten einen Beitrag zur Reduktion des Lkw-Verkehrs leisten. Langlebige Produkte aus der Region statt Wegwerfware aus fernen Kontinenten reduzieren Transportwege und stärken die regionale Wirtschaft. Bei Lebensmitteln saisonal und regional einkaufen und auch reparieren statt wegwerfen trägt zur Verkehrsvermeidung bei, so die Tipps des VCÖ.
Die Entwicklung an den einzelnen Zählstellen
S1 Laxenburgerstraße: 2,81 Millionen Lkw (plus 11,2 Prozent im Vergleich zu 2020 / plus 9,4 Prozent im Vergleich zu 2019)
A23 Donauinsel: 2,80 Millionen Lkw (plus 9,3 Prozent / plus 1,0 Prozent)
A2 Schönbrunner Allee: 1,98 Millionen Lkw (plus 5,2 Prozent / minus 6,0 Prozent)
S2 Hermann Gebauer Straße: 1,34 Millionen Lkw (plus 19 Prozent / plus 13,5 Prozent)
A22 Kaisermühlen: 1,15 Millionen Lkw (plus 3,7 Prozent / minus 3,5 Prozent)
A4 Simmering: 1,19 Millionen Lkw (plus 3,4 Prozent / minus 15,5 Prozent)
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