Nach Kritik: Stadt Wien setzt wieder auf eigenes Literaturreferat

Nicht einmal ein Jahr hat die Zusammenlegung des bis dahin eigenständigen Literaturreferats der Stadt Wien mit dem Referat für Film und Mode überdauert.
Die im August 2023 erfolgte Umstrukturierung hatte in der Szene für Protest gesorgt, mit Klaus Zeyringer und Sylvia Treudl haben vor wenigen Monaten sogar zwei Juroren des H.C. Artmann-Preises ihre Funktion zurückgelegt.
Vor einigen Wochen wurde nun die "Leitung des Referates Literatur und Öffentlichkeit" neu ausgeschrieben. Bewerbungen konnten bis Ende vergangener Woche eingereicht werden.
Zu den Aufgaben der Leitung des neu geschaffenen und mit der Öffentlichkeitsarbeit aufgewerteten Referats gehören laut Ausschreibung u.a. die Planung und Verwaltung des Budgets im Literaturbereich, die Prüfung der Voraussetzungen für Förderungen anhand der Förderrichtlinien sowie die Öffentlichkeitsarbeit der Abteilung.
Zudem soll die gesuchte Person die "MA 7 - Kultur" bei Veranstaltungen, Diskussionen oder Workshops nach außen vertreten. Zu den weiteren Aufgaben gehört die Leitung von Sitzungen der Fachbeiräte sowie die Evaluierung der Förderungen.
Zusammenlegung habe die Lage "wesentlich verschlechtert"
Die damals erfolgte Zusammenlegung mit dem Referat für Film und Mode habe "die Lage wesentlich verschlechtert", schrieb der Germanist und bisherige Juror Zeyringer im April in seinem Kündigungsschreiben. "Zuvor tagten wir mit einer fachlich zuständigen, kompetenten Referatsleiterin und ihrer gut informierten Sekretärin", so der Literaturwissenschafter.
Die Sitzungen hätten jedoch nun zusätzlich unter dem Vorsitz der neuen Referatsleiterin Sylvia Faßl-Vogler stattgefunden, "die sich bei Film oder Mode auskennen mag, aber wenig Ahnung von Literatur und Literaturbetrieb hat", ärgerte sich Zeyringer, der sich "nicht gewillt" zeigte, "die Herabsetzung der Literatur und deren praktische Auswirkungen mitzutragen".
"Entsetzt über nicht nachvollziehbare Zusammenlegung"
Auch Treudl, Autorin und Mitbegründerin des Unabhängigen Literaturhauses Niederösterreich, zeigte sich in ihrem Kündigungsschreiben "gelinde gesagt entsetzt über die inhaltlich nicht nachzuvollziehende Zusammenlegung" der Referate und kritisierte den anschließenden "intransparenten Diskurs".
Seitens der MA 7 gab es mit dem Verweis auf den laufenden Bewerbungsprozess auf APA-Anfrage keinen Kommentar zur erneuten Umstrukturierung.
"Starkes Außensignal für Literatur"
Sehr positiv steht den aktuellen Entwicklungen die IG Autorinnen Autoren gegenüber. "Ein ganzes Jahr lang haben die Auseinandersetzungen über die Unterbringung der Literatur in der Filmabteilung angehalten. Nun sind sie glücklich zu Ende gegangen", freut sich Geschäftsführer Gerhard Ruiss in einem Statement. "Die Literaturabteilung kehrt zurück und das stärker als je zuvor. Die neue Fächerkombination Literatur und Öffentlichkeitsarbeit ist ein sehr starkes Außensignal, vielleicht das stärkste Außensignal für Literatur, das die Stadt Wien je gesetzt hat."
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