Modernster Tunnelbau: Präzise Bohrung unter Liesingbach gestartet

Das ist Maschine, mit deren Hilfe drei Brücken und zwei Hochspannungsleitungen unterbohrt werden soll.
Bei der Renaturierung des Liesingbachs im Bereich der Triester Straße kommt nun eine spezielle Maschine zum Einsatz.

Eine Champagnerflasche zerschellt am Montagvormittag in Inzersdorf, unter einer Autobahnbrücke der Südosttangente. Mit der Taufe der Bohrmaschine „Marlies“ wurde ein neuer Abschnitt in der Renaturierung des Liesingbachs eingeleitet.

Das Großprojekt läuft bereits seit 2020. Nun soll im Bereich der Triester Straße ein Regenwasserkanal unter dem Bach gebaut werden. Dieser soll das Gewässer vor Verunreinigungen schützen. 

Die anderen Regenwasserkanäle münden dann nicht mehr in die Liesing, sondern werden an den neuen Kanal angeschlossen. Sauberes Wasser ist eine Grundvoraussetzung für die Renaturierung, da so Flora und Fauna wieder zum Leben erwachen können.

Das Projekt birgt jedoch einige Herausforderungen. Der Bach fließt unter der achtspurigen Triester Straße (B17), der Fußgängerbrücke Hermannsteg und den Gleisen der Badner Bahn hindurch, auch zwei Starkstromleitungen gilt es zu beachten.

Daher ist nun besondere Präzisionsarbeit gefragt. Die  zu kreuzenden Hochspannungsleitungen befinden sich an manchen Stellen in nur 20 Zentimeter Entfernung. „Um das 100 Meter entfernte Ziel trotzdem exakt zu erreichen und die Hochspannungsleitungen nicht zu treffen, wird ein spezielles Vermessungssystem verwendet“, erklärt ein Mitarbeiter von Wien Kanal.

Spezielle Bohrmaschine 

Die unterirdische Bauweise wird mittels einer speziellen Bohrmaschine in Angriff genommen. Die 13 Tonnen schwere „Marlies“, benannt nach ihrer Taufpatin Marlies Greußing, Bauleiterin des Kanalprojekts, trägt das Erdmaterial mit einem speziell an die geologischen Bedingungen angepassten Bohrkopf ab und zerkleinert es. Anschließend werden Kanalrohre aus Stahlbeton in die Erde geschoben. 

Mit der Kraft von 5.000 handelsüblichen Bohrmaschinen arbeitet sich die Maschine vor. „Technik-Fans dürfen dabei ins Schwärmen kommen“ freut sich Greußing.

Die nach ihr benannte Bohrmaschine wurde am Montag feierlich in den ersten Schacht abgesenkt, die Arbeiten können damit beginnen. Die Experten rechnen damit, dass täglich 15 bis 20 Meter gebohrt werden können.

Projekt läuft noch bis 2027

9,2 Kilometer des Liesingbachs sollen bis 2027 rückgebaut und renaturiert sein. Neben dem wiederhergestellten Lebensraum für Tiere und Pflanzen soll das Projekt zudem dem Hochwasserschutz dienen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 83 Millionen und werden durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft mit rund 18 Millionen Euro gefördert.

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