In einem Haus am Anfang der Gasse – etwa 50 Meter vom Stephansplatz entfernt –, wurde am Montagabend die Leiche eines 28-jährigen Ukrainers gefunden. Die Berufsfeuerwehr war ursprünglich wegen eines Feuers alarmiert worden. Der Brandherd war im Keller. Dort stießen die Einsatzkräfte auch auf den toten Ukrainer.
Er hatte eine Verletzung am Bauch, starb letztendlich aber durch eine Rauchgasvergiftung. Fremdverschulden wird aber nach wie vor nicht ausgeschlossen. Aus Sicherheitsgründen können Ermittler den Keller nach wie vor nicht betreten. Genauso wenig wie die Anrainer, Geschäftsleute und Restaurantbesitzer, die im weitverzweigten Keller persönliche Gegenstände und auch Waren für ihre Lokale gelagert haben.
"Sie haben mir ein Bild von ihm gezeigt"
Wie ein Lokalaugenschein am Wochenende zeigt, ist es für Hausfremde nicht allzu schwierig, sich Zugang zu dem Gebäude der Erzdiözese in der Spiegelgasse zu verschaffen. Zwölf Stufen führen vom Eingangsbereich des Gebäudes hinunter zu einer Metalltüre, die von der Polizei provisorisch errichtet wurde und in den mehrgeschossigen Keller hinab führt.
„Der erste Bereich im Keller bei den Mülltonnen ist öffentlich zugänglich. Wenn man weiter hinein will, braucht man einen Schlüssel“, schildert ein Anrainer. Er glaubt deshalb auch, dass der junge Mann jedenfalls einen Bezug zu dem Haus gehabt haben dürfte. „Wie sollte er sonst dort hinein gekommen sein?“, fragt der ältere Mann. Ihm sei in den vergangenen Wochen auch immer wieder ein Fahrzeug mit ukrainischem Kennzeichen aufgefallen, das in der näheren Umgebung in der Spiegelgasse geparkt haben soll.
"Streit mit einem Verkäufer?"
Die Ermittler hätten ihm auch ein Foto des jungen Ukrainers gezeigt. Er habe ihn aber noch nie zuvor gesehen, erzählt der Anrainer. Man müsse nun abwarten, was die Ermittlungen der Polizei ergeben. „Ich könnte mir aber vorstellen, dass der junge Mann vielleicht mit einem der Verkäufer in dem Geschäft über dem Keller, das seitdem geschlossen ist, in Streit geraten ist“, überlegt der Mann.
Wenige Meter von dem Gebäude in der Spiegelgasse entfernt, befindet sich der Porzellanladen „Augarten Wien“. Auch Tage nach dem Feuer liegt der Brandgeruch beim Betreten des Geschäfts noch in der Luft.
Brandgeruch im Porzellanladen
„Wir müssen die Türe meistens offenlassen, damit der Geruch weniger wird“, erzählt eine Mitarbeiterin. In der Nacht auf Dienstag sei sie um 3.30 Uhr Früh von der Alarmanlage im Geschäft geweckt worden. „Als wir dann reingegangen sind, war alles voller Rauch. Wie unser Kellerabteil aussieht, das wissen wir momentan nicht. Wir haben dort unten Deko gelagert“, erzählt die Frau. An Spekulationen, was sich genau an jenem Abend im Nebengebäude zugetragen hat, will sie sich aber nicht beteiligen. Dass eventuell nur wenige Meter neben ihrem Kellerabteil eine Leiche gefunden wurde, beschäftigt die ältere Frau aber sehr.
Und zwei Fragen gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf: „Warum war er dort? Und wie ist er da überhaupt runtergekommen?“ Antworten auf die Fragen wird wohl erst die Begehung des Tatorts liefern.
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