Landesverteidigung am Imbissstand: Lokalaugenschein am Heldenplatz

Soldaten in Uniformen und roten Baretts marschieren mit Gewehren in Wien.
Nach zwei Jahren Pause hat sich das Bundesheer heuer wieder am Heldenplatz präsentiert. Neben Panzern und Hubschraubern warteten ungewöhnlich viel Kulinarik und ein breites Kinderprogramm.

Im Flugzeug „Diamond DA 40 NG“ der österreichischen Luftstreitkräfte ist das Triebwerk ausgefallen. Der Leichtflieger droht abzustürzen. Der Techniker wird gerufen. „Es sieht nicht gut aus“, sagt er zum jungen Mann am Steuer. Da helfe nur noch eines: Das Spiel neu starten.

Der Testpilot befindet sich nämlich nicht in einer echten Maschine und in echter Gefahr, sondern zum Glück nur im Flugsimulator im Zelt der Militärpiloten auf dem Wiener Heldenplatz.

Ein Mann sitzt in einem Flugsimulator mit drei Bildschirmen.

Im Flugsimulator konnten sich Besucher als Piloten probieren

Nach zwei Jahren der coronabedingten Einschränkungen konnte das Bundesheer am heutigen Nationalfeiertag (Mittwoch, 26.10) seine Leistungsschau und die Angelobung von 1.000 Rekrutinnen und Rekruten wieder wie gewohnt durchführen.

„Wie auf der Kirmes“

Und das zog am Mittwoch die Massen an – trotz Nieselregens. Rund 720.000 Interessierte haben zwischen 25. und 26. Oktober die Leistungsschau besucht. In engstem Gedränge standen die Menschen um die ausgestellten Fahr- und Flugzeuge. Unzählige Imbissbuden verkauften ihre Leckereien. Von Erdäpfelpuffer über Maroni bis hin zu gebratenen Asia Noodels war alles im Angebot.

Ein Verkäufer bietet spiralförmige Kartoffelchips auf einem Markt an.

Mehrere Imbissstände bieten Speisen und Getränke auf einem Festival an.

Musik und Alkohol kamen ebenfalls nicht zu kurz. „Hier ist es wie auf der Kirmes, nur dass sich das Bundesheer vorstellt“, sagt ein junger Besucher, dessen Sprachgebrauch und Akzent ihn eindeutig als Deutschen entlarven.

Eine lächelnde Frau mit Mütze und pinker Jacke steht im Freien vor einem Gebäude.

Laut Jacqueline ist eine Leistungsschau gerade in Zeiten wie diesen wichtig

Dass die Leistungsschau an sich aber sinnvoll sei, sind sich die Besucher weitgehend einig – trotz Energiekrise und Krieg in der Ukraine. Oder vielleicht gerade deswegen: „Es ist wichtig, dass das Bundesheer zeigt, was es hat. Denn wenn etwas passiert, dann sind sie als erstes an Ort und Stelle“, sagt die 34-jährige Jacqueline.

So ähnlich dürfte das auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Ansprache gemeint haben, als er betonte, dass Österreich seine Neutralität „mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen wird“.

Alexander Van der Bellen hält eine Rede vor einem Mikrofonständer mit der Aufschrift „Unser Heer“.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Ansprache

Dazu sei das Bundesheer derzeit aber nicht in der Lage: Die „rigorose“ Sparpolitik der vergangenen Jahrzehnte habe „sichtbare Spuren hinterlassen“, so Van der Bellen. Die Erhöhung des Heeresbudgets sei daher zu begrüßen (mehr dazu hier).

Nicht gespart wurde beim Kinderprogramm: In Weiß gekleidete junge Männer vom Heeressportzentrum rangelten mit Drei- bis Fünfjährigen auf der Judomatte – um sich dann auf den Rücken schmeißen zu lassen.

Ein Judoka liegt auf einer Matte, während ein kleiner Junge ihm die Hand reicht; im Hintergrund eine Menschenmenge.

Die Heeressportler ließen sich von Kindern im Judo besiegen

Ein junges Mädchen saust an einer Zipline vor einem Gebäude entlang.

Andere Kinder wiederum segelten durch luftige Höhen

Eine junge Frau zielt mit einem Scharfschützengewehr, getarnt mit einem Ghillie-Anzug.

Ein Soldat in Uniform erklärt Kindern ein Maschinengewehr auf einem Militärfahrzeug.

Andere Kinder wiederum segelten beim „Flying Fox“ durch luftige Höhen. „Ich hab zwar Angst, ich muss sie aber besiegen“, erklärt ein Bub seiner Oma, während die beiden mit gut 50 anderen Gästen in der Warteschlange standen.

Geduld nötig

Aber nicht nur die Kinder mussten sich gestern in Geduld üben: Um die Ansprachen der Politiker und die Angelobung mitverfolgen zu können, standen einige Besucher schon mehr als eine Stunde vorher an den Absperrzäunen.

Eine Menschenmenge versammelt sich vor einem Panzer des österreichischen Bundesheeres.

Auch die Erwachsenen mussten sich am Nationalfeiertag in Geduld üben

Menschen, darunter Kinder und Soldaten, auf einem Panzer vor dem Hintergrund des Nationalfeiertags in Wien.

Überall bildeten sich lange Schlangen

Der 34-jährige Peter ist 2007 selbst hier angelobt worden. „Als Rekrut bekommt man von dem Trubel aber kaum etwas mit“, erinnert er sich.

Ein lächelnder Mann mit Schirmmütze vor dem Denkmal Prinz Eugen in Wien.

Der 34-Jährige Peter ist 2007 selbst hier angelobt worden

Er wünscht sich jedoch einen anderen Ort für die Leistungsschau: „Das Gelände hier ist nicht wirklich ideal, weil man als Besucher einfach nichts sieht.“

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