Wirbel um großes Baumsterben vor Schloss Schönbrunn

Drei kahle Bäume auf dem Parkplatz vor dem Schloss Schönbrunn.
Trotz des verregneten Sommers sind die Jungbäume auf dem Parkplatz-Areal schon wieder in einem schlechten Zustand. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Eine grüne Idylle mit weit ausladenden Bäumen, perfektem Kronenschluss und fast durchgehendem Schatten: Die Visualisierungen des 2019 eröffneten Großparkplatzes vor dem Schloss Schönbrunn versprachen viel – hielten aber der Realität bisher nicht stand. Denn auch heuer präsentieren sich die rund 300 Jungbäume des „Arrival Center“ in einem äußerst tristen Zustand, wie Dutzende dem KURIER vorliegende Fotos beweisen. Und das, obwohl der heurige Sommer wahrlich für keine Hitzerekorde gesorgt hat.

„50 im Überlebenskampf“

Der Forstwirt Alexander Mayr-Harting von der Initiative „Zukunft Stadtbaum“, der die Bäume vor dem Schloss seit Jahren beobachtet, ist schockiert: „Von diesen 300 Jungbäumen befinden sich knapp 50 im Überlebenskampf, wobei 25 absterbend oder gar schon tot sind“, sagt Mayr-Harting nach einem Lokalaugenschein am Montag. Was ihn besonders ärgert: „Kein einziger Baum, der von mir im Vorjahr beanstandet wurde, wurde gewechselt. Aussitzen lautet offenbar die Devise“, kritisiert der Baum-Blogger. Dabei hatte Parkplatzpächter Apcoa, der für die Baumpflege verantwortlich ist, dem KURIER zugesagt, dass tote Jungbäume über den Winter ersetzt würden.

Fragwürdig ist für Mayr-Harting auch, dass simpelste Pflegemaßnahmen einfach nicht umgesetzt würden – etwa Gießsäcke rund um die Stämme. Da die Erde „knochentrocken“ und durch touristische Trampelpfade stark verdichtet sei, könne aber kaum Wasser versickern. Positiv sei für den Experten, dass frühere Empfehlungen nunmehr durchgängig umgesetzt worden seien – etwa der Weißanstrich der Stämme und Schutzmanschetten.

Grüne Idylle vor dem Schloss. Leider nur eine Visualisierung aus der Planungszeit.

 Idylle vor dem Schloss. Leider nur eine Visualisierung aus der Planungszeit. 

Dennoch sei das alles zu wenig, vor allem für ein derart wichtiges Areal im Vorfeld des Weltkulturerbes Schönbrunn, das jährlich von mehreren Millionen Gästen aus dem In- und Ausland besucht wird. Schon deshalb sei dieser jahrelange Zustand „unzumutbar“, findet Mayr-Harting, denn es gehe ja wegen der wichtigen Frischluftschneise entlang des Wientals auch um das Stadtklima. „Besonders bedauerlich ist ja, dass ein Großteil der noch gesunden Bäume überhaupt keinen Zuwachs aufweist. Da tut sich einfach nichts! So werden die Bäume auch nie zu den versprochenen Schatten- und Frischluftspendern.“

Selbst der nasse Mai und Juli heuer habe die Situation nicht verbessern können, weil der Winter zu trocken gewesen sei und sich der fehlende Niederschlag „über Jahre summiert“, erklärt der Forstwirt. „Dort knallt dann bis zu 14 Stunden die Sonne hin. Da hätte man von Anfang an in eine unterirdische Bewässerung investieren müssen“, sagt Mayr-Harting.

„Sehe mir das an“

Gebaut wurde der Parkplatz zwar von der Schönbrunner Schloss-Gesellschaft, diese hat die Baumpflege mittlerweile aber an die Apcoa abgetreten. Deren Chef Stefan Sadleder kennt die Situation heuer noch nicht: „Ich muss mir das selber erst anschauen.“ Seinen Informationen zufolge habe die beauftragte Fachfirma die Gießintervalle angepasst – aber er werde das „besprechen“. Gesprächsbedarf gibt es wohl auch zu den im Vorjahr abgestorbenen und nicht nachgepflanzten Exemplaren: „Denn meines Wissens sind alle Bäume, die nicht angewachsen sind, ausgetauscht worden“, sagt Sadleder.

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