Klimaaktivisten bei Getreidemarkt festgeklebt

Klimaaktivisten bei Getreidemarkt festgeklebt
Rund 20 Mitglieder der "Letzten Generation" protestierten für mehr Klimaschutz. Auch Gegendemo vor Ort. Mittlerweile fließt der Verkehr wieder.

"Stehen wir auf, sonst ist es zu spät", schallt es Montagmorgen über den Naschmarkt. Etwa 15 Klimaaktivistinnen und -aktivisten der "Letzten Generation" haben sich Montagfrüh gegen acht Uhr in Wien an der Ecke Naschmarkt/Getreidemarkt versammelt, um sich aus Protest gegen mangelnden Klimaschutz auf die Straße festzukleben. Blockiert wurden der Getreidemarkt sowie die Linke und die Rechte Wienzeile.

Sie forderten die Bundesregierung zum wiederholten Male auf, "der Wissenschaft endlich zuzuhören - und in der Klimakrise wenigstens die billigsten, einfachsten Schutzmaßnahmen umzusetzen: ein Verbot neuer Öl- und Gasbohrungen, und Tempo 100 auf der Autobahn", wie es hieß. Lorenz ist seit vergangenem September bei der "Letzten Generation". Besonders nach der ersten Protestwelle hätte die die Klima-Bewegung viel Zulauf bekommen.

Mit dem Flugzeug nach Bali

Angesprochen auf die Vorwürfe, dass zwei Klima-Aktivisten Ende Jänner einen Gerichtsprozess schwänzten und stattdessen mit dem Flugzeug nach Bali flogen, sagt Lorenz: "Es geht nicht darum, die Verantwortung auf das einzelne Individuum abzuschieben, sondern die Politik zum Handeln zu bewegen."

Klimaaktivisten bei Getreidemarkt festgeklebt

Die Klimaschutzproteste wurden von den "Omas gegen Rechts" unterstützt. "Wir würden uns zwar selbst nicht festkleben, aber wir können die jungen Leute ja anders unterstützen. Sie sollen ein genauso schönes Leben haben wir wir, als wir jung waren", sagt Elisabeth K. Gemeinsam mit sechs anderen "Omas" hält sie ein großes Transparent mit der Aufschrift "Alle Generationen: Act now" in die Höhe.

Gegendemonstration

Auch eine Gegendemonstration der Freiheitlichen Jugend fand sich bei der Secession ein. Während die Klima-Aktivisten ihre Plakate nach oben halten, stürmen drei junge Männer auf die Straße und halten ihre eigenen Transparente vor die der Klima-Aktivisten. "Habt ihr schon überlegt, wie eure Oma rechtzeitig ins Spital kommt?", ist darauf zu lesen. 

Insgesamt war die Polizei mit einem Großaufgebot aus rund 60 Beamtinnen und Beamten im Einsatz, auch ein Hubschrauber kreiste über der Szenerie. Für die kommenden beiden Wochen sollen jedenfalls rund 100 Beamten an Ort und Stelle Präsenz zeigen, wie ein Sprecher der Landespolizeidirektion gegenüber der APA betonte.

Klimaaktivisten bei Getreidemarkt festgeklebt

Als erstes wurde die Rechte Wienzeile geräumt, als letztes war der Getreidemarkt gegen 9.15 Uhr wieder befahrbar. Eine Aktivistin musste von der Rettung an der Hand behandelt werden. "Wir haben den Finger der Frau verbunden", sagt einer der anwesenden Sanitäter. Die Aktivistinnen und Aktivisten wurden zu Identitätsfeststellungen abgeführt, nachdem sie von der Straße abgelöst wurden.

Auftakt

Die Aktion war der Auftakt einer zweiwöchigen Blockade-Welle. Nach dem öffentlichen Beginn wird es nach dem üblichem Schema weitergehen: Die Aktivistinnen und Aktivisten planen demnach, den Frühverkehr mit gezielten Straßen-Blockaden, die im Vorfeld geheim bleiben, möglichst nachhaltig zu stören.

Klimaaktivisten bei Getreidemarkt festgeklebt

Staus gab es laut ÖAMTC auf der Zweierlinie rückreichend bis zur Neustiftgasse sowie vom Karlsplatz bis zum Schwarzenbergplatz, auf Rechte Wienzeile bis zur Kettenbrückengasse, der Wiedner Hauptstraße, Ringstraße und Operngasse.

Die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel ist generell zu empfehlen.

JVP verteilte Frühstück

Die Junge ÖVP (JVP) ging in die Gegenoffensive. Sie verteilte unter Autofahrern, die aufgrund der Proteste im Stau standen, ein "kleines Frühstück", heißt es in einer Aussendung. Allen voran: JVP-Bundesobfrau und Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm. "Geben statt kleben – wo andere blockieren, geben wir Nervennahrung", sagte Plakolm. "Die Klebe-Aktionen sind nicht nur respektlos, sondern auch fahrlässig."

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