Für Pressefotos setzt sich der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) gerne als Spaßmacher in Pose. Damit ist nun fürs erste wohl Schluss: Mit seiner zuletzt bekannt gewordenen Kleingarten-Affäre ist der launige Bezirkschef zu einer veritablen Belastung für seine Partei geworden.
Wie berichtet, hat Nevrivy 2020 eine Parzelle in einer Kleingarten-Anlage in Breitenlee erworben. Nur ein Jahr später fand eine Umwidmung statt, wodurch das Grundstück massiv an Wert gewann. Was die Frage aufwirft, ob der Bezirksvorsteher von Insiderwissen profitiert oder auf das Widmungsverfahren Einfluss genommen hat.
Nevrivy bestritt dies zuletzt. Zudem sei schon länger bekannt gewesen, dass es zu einer Umwidmung kommen soll. Neben dem Bezirkschef haben auch drei weitere Genossen Grundstücke in der Anlage erworben.
"Verheerende Optik"
In der Wiener Landespartei ist nun Feuer am Dach – und das quer durch alle Lager: Von einer „verheerenden Optik“, spricht ein langgedienter Funktionär. „Das tut uns wirklich weh. Erscheint doch der Eindruck, die Roten würden es sich wieder einmal richten.“
Er vertraut nun auf eine gründliche interne Aufklärung der Causa, wie sie Landesparteisekretärin Barbara Novak angekündigt hatte. „Sie hat auch gar keine andere Wahl. In zwei Jahren hat sie als Wahlkampfmanagerin eine Wahl zu schlagen, wo sie ein derartiges Störfeuer nicht brauchen kann.“
Unter Zugzwang
Eine Aufarbeitung hatte in der Kronen Zeitung auch Bürgermeister Michael Ludwig (zu dessen engsten Unterstützern Nevrivy pikanterweise gehört) versprochen: „Wir sind uns sicher, dass rasch aufgeklärt wird, und es wird gemeinsam entschieden, ob Konsequenzen notwendig sind.“ Für Ludwigs Verhältnisse ungewohnt deutliche Worte. Doch nachdem sich Parteichef Andreas Babler zuletzt überaus scharf in Richtung Nevrivy zu Wort gemeldet habe, sei der Bürgermeister unter Zugzwang geraten, ist der Genosse überzeugt.
Das betont auch ein anderer, der dem linken Flügel zuzuordnen ist. „An sich ist Ludwig ja nicht angetreten, um mit Freunderlwirtschaft aufzuräumen. Nach Bablers Vorstoß konnte er aber nicht anders reagieren.“
Bleibt die Frage, ob der Vorsteher des größten Bezirks noch in seinem Amt tragbar ist. Derzeit prescht noch kein Genosse mit einer Rücktrittsforderung vor. „Eine schiefe Optik allein wird nicht reichen, dass er sich zurückzieht. Er ist schließlich nicht irgendwer“, ist der Funktionär überzeugt.
Die ÖVP will indes die Aufarbeitung nicht der SPÖ selbst überlassen. Sie schaltet den Stadtrechnungshof ein.
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