Der Ring des Energetikers
Wohl der kurioseste „Zwischenfall“, der mittlerweile bereits Eingang in diverse Kabarett-Programme gefunden hat. Im März 2018 wurde bekannt, dass der Krankenanstaltenverbund (KAV) einen selbsternannten „Bewusstseinsforscher“ beauftragt hatte, um 95.000 Euro einen „Energie-Ring“ um die Baustelle in Floridsdorf zu legen.
Die beiden Verantwortlichen im KAV wurden suspendiert, der Vertrag mit der ehemaligen Ärztlichen Direktorin, die als Beraterin fungierte, aufgelöst. Wegen des Verdachts der Untreue ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft derzeit noch gegen zwei Personen. Die Causa wurde übrigens 2018 mit dem „Goldenen Brett vorm Kopf“ geehrt – eine Auszeichnung für „erstaunlichen pseudowissenschaftlichen Unsinn“.
Damit nicht genug: Die „Immobilien-Optimierung“ fand sogar Eingang in den aktuellen Sektenbericht der zuständigen Bundesstelle. Er nennt die Posse rund um das Spital als Beispiel für "mögliche Schäden durch Heilungsversprechen und unseriöse Geschäftemacherei".
Energetiker Christoph Fasching lassen solche Zuweisungen unbeeindruckt, wie sein Auftritt vor der U-Kommission im Dezember offenbarte. Dort zeigte er sich vom Erfolg seiner Arbeit überzeugt, denn „seit einem Jahr läuft es rund. Ich kann mir durchaus ein bisschen auf die Schulter klopfen“, sagt er. Und: Er habe „einen Teil dazu beigetragen“.
Ein Bauzaun aus Gold?
Einen ebenso krassen wie merkwürdigen Fall von Steuergeld-Verschwendung brachte die Prüfung des Rechnungshofs zutage: Für den Posten „Bauzaun Bestand 2,0 m warten“ wurden 839.000 Euro ausgegeben – im Vergleich zum Zweitbieter entstanden dadurch Mehrkosten von 826.000 Euro. Laut KAV sei die Freigabe eine nicht vom KAV autorisierte Handlung der örtlichen Bauaufsicht gewesen.
Gescheiterter Brunnenbau
Ebenfalls im Rechnungshof-Bericht thematisiert wird ein fehlgeschlagenes Teilprojekt, das enorme Kosten verursachte. 610.000 Euro wurden in einen Brunnenbau investiert, der nie umgesetzt wurde. Mit dem Brunnenwasser sollte das Spital beheizt werden. Die beiden Behörden MA 45 (Wiener Gewässer) und MA 58 (Wasserrecht) hatten grünes Licht für das Vorhaben gegeben. 2015 stellte die Wiener Gewässer Management GmbH allerdings fest, dass das Projekt eine Altlastensicherung auf dem Areal gefährden könnte. Mangels Rentabilität wurde das Projekt schließlich eingestellt.
Ein Zeuge auf Weltreise
Skurrile Szenen spielen sich auch in der U-Kommission des Gemeinderats ab, die bis zum Frühjahr 2019 den Bauskandal aufarbeitete. Die Opposition beschwerte sich vor allem über Berge von Akten, die bis zur völligen Unkenntlichkeit geschwärzt (bzw. geweißt) angeliefert wurden. Der KAV begründete sein Vorgehen mit Rücksichtnahme auf den Personenschutz und wirtschaftlichen Überlegungen, etwa den Schutz von unterlegenen Bietern in Ausschreibungsverfahren.
Für Erheiterung sorgte auch das – letztlich gescheiterte - Bemühen der Opposition, den ehemaligen Floridsdorfer SPÖ-Bezirksvorsteher Heinz Lehner als Zeugen vorzuladen. Er war nicht greifbar, weil er sich bedauerlicherweise auf Weltreise befand. Auch eine von der FPÖ geforderten Befragung per Videokonferenz kam nicht zustande.
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