Ton im Trend: Keramik feiert Comeback in Wiener Werkstätten

Menschen stehen vor einem Tisch mit Farben in einem Keramikstudio
Nach dem Hype ums Häkeln erfährt auch das Töpferhandwerk ein Revival. Dass Keramik zeitlos ist, zeigt eine Wiener Kreativstätte.

Vor dem Haus in der Schleifmühlgasse 9 wartet kurz vor 10 Uhr eine Menschenschlage trotz kalter Temperaturen darauf, dass sich bald die Türen öffnen. Ein Anblick, den man von Schlussverkäufen oder Pop-Up-Shops gewöhnt ist. Die Wartenden sind aber aus einem anderen Grund hier: Sie möchten Keramik bemalen. 

Seit mehreren Monaten vergeht kaum ein Tag, an dem auf Social Media keine Bilder zu kreativen Keramikkreationen zu finden sind. Egal ob Töpfern oder selbst bemalte Rohlinge - Auf TikTok, Instagram und Co scheint ein regelrechter Töpfer-Trend ausgebrochen zu sein. 

Auch in Wien gibt es diverse Studios, wie etwa Fresh Ceramics (Westbahnstraße 18, 1070 Wien) oder WerkWerk (Zimmermanngasse 1A/1, 1090 Wien), bei denen sich alles um Keramik dreht. Laufend eröffnen neue Studios, die Nachfrage scheint groß zu sein. Der KURIER hat eines der ältesten Keramikstudios im vierten Bezirk besucht. Seit 1998 kann sich bei MadeByYou kreativ ausleben.

➤ Weiterlesen: Ausstellung im MAK: Textil und Keramik in der Kunst

"Es geht los", sagt Katharina erfreut. Sie kommt seit ihrer Kindheit regelmäßig in das Keramikstudio. Aber wer glaubt, Keramik bemalen sei eine reine Kindersache, der irrt. 

Neben Kindern strömen Pärchen, junge Erwachsene und Senioren ebenso in das Geschäft als es endlich aufsperrt. "Es ist eben ideal für alle Altersgruppen, deshalb kommen wir auch jetzt noch gerne her", ergänzt Katharina Mutter Brigitte. 

Die Qual der Wahl

Schnell werden die Wartenden von einer Mitarbeiterin zu ihrem reservierten Platz geführt. Nachdem die Hobbymaler mit Schürzen ausgestattet worden sind, muss eine wichtige Entscheidung getroffen werden: Was wird bemalt? Beinahe hektisch wuseln die Menschen von Regal zu Regal.  

Zur Auswahl steht eine Vielzahl an Rohlingen, wie etwa Teller, Tassen, Vasen oder Sparschweine. Die Preise variieren je nachdem welches der rund 300 verschiedenen Stücke zum Bepinseln ausgewählt wird. Eine große Tasse kann man zum Beispiel für rund 22 Euro erstehen, ein Teelicht kann man schon für circa 19 Euro verschönern.

Studentin Flora entscheidet sich schließlich für ein Teelicht. "Ich möchte meiner Oma etwas Selbstgemachtes zu Weihnachten schenken", erzählt sie. Eine Mitarbeiterin erklärt ihr darauf wie das Malen funktioniert, welche Farben sich für Verzierungen eignen und welche Utensilien ihr sonst noch zur Verfügung stehen.

➤ Weiterlesen: Nach Satire-Artikel: Gmunder Keramik verkauft jetzt Bong

"Oft ist es etwas hektisch, aber wir sind bemüht alle Kunden zu unterstützen", sagt Mitarbeiterin Anna Nagata. Später erklärt sie der Studentin eine Technik, um ihren Rohling mit Sprenkeln zu verzieren. 

Zwei Freundinnen sitzen am Tisch und bemalen Keramik

Die Freundinnen Anna und Isabella kommen öfter her, um gemeinsam kreativ zu sein.

"Wir wollten gemeinsam Zeit verbringen, aber etwas Kreatives dabei machen", erklären die Freundinnen Anna und Isabella, als sie auf der Suche nach sogenannten Drehtellern sind. Keramik bemalen sei deshalb ideal. Ihr Fazit: "Es macht ur Spaß."

Kreativer Kaffeetratsch

Im Hintergrund ertönt Musik, während die einzelnen Tischchen in Gespräche vertieft sind. Es wird über das Date vom Vortag, den Adventkalender oder das bevorstehende Wochenende geplaudert. "Ich habe genau so eine Aktivität gebraucht, um vom ganzen Stress der letzten Wochen runterzukommen", sagt Flora, während sie mit einem Schwamm den Rand ihres Teelichts abtupft. Das Malen sei beruhigend, der Kaffeetratsch ein netter Nebeneffekt. 

Eine junge Frau in schwarzem Pullover bemalt ein Teelicht aus Keramik

Studentin Flora ist begeistert vom Keramik-Trend

"Ich bin heute zum ersten Mal hier, aber ich werde definitiv wiederkommen", sagt ein weiterer zufriedener Kunde nachdem er sein Kunstwerk vollendet und die Pinsel zur Abwaschstation gebracht hat. Abholen kann er sein individuelles Stück nachdem es im Shop glasiert und gebrannt worden ist - rechnen muss man dafür mit circa fünf Tagen.

Eine Hand tupft rosa Farbe mit einem Schwamm auf ein Keramikteelicht

Der neue Hobbymaler steht mit seiner Meinung nicht allein da, denn der Andrang in den Kreativstätten wie MadeByYou ist momentan groß. "Besonders in der Weihnachtszeit ist viel los", erzählt Anna Nagata. 

➤ Mehr Chronik-Meldungen lesen Sie hier.

Seit der Corona-Pandemie sei der Ansturm aber generell auffallend spürbar. Wer vor hat, eine Auszeit beim Malen einzulegen sollte deshalb lieber vorab einen Tisch reservieren. 

Wer lieber im kleinen Kreis malt, kann das außerdem in den eigenen vier Wänden tun: Keramikpakete können bei MadeByYou für zuhause bestellt werden.  

Kommentare