Kattus-Chef überstand Coronainfektion: Nun will er Mitmenschen helfen
Seit wenigen Tagen ist es offiziell. Ernst Polsterer-Kattus ist einer von 1.436 Österreichern (Stand 1. April), die von der Infektion mit dem Coronavirus genesen sind.
Der Chef der Sektkellerei Kattus hatte glücklicherweise nur einen leichten Verlauf. „Es hat sich angefühlt wie eine extrem leichte Grippe“, berichtet er dem KURIER. Nun vermutlich immun zu sein, andere nicht mehr anstecken zu können sei „ein gutes Gefühl“. Nach drei Wochen Quarantäne hilft er nun anderen und wünscht sich von der Regierung Möglichkeiten, sich als immun kennzeichnen zu können.
Fieber und Ohrenschmerzen
Es war der 6. März, als Polsterer-Kattus Fieber und Ohrenschmerzen bekam. Da hatte er auch schon die Information erhalten, dass er sich neun Tage zuvor bei einer Personal-Trainerin aus NÖ angesteckt haben könnte. Der Test auf das Virus war positiv. „Meine Frau war da zum Glück gerade im Ausland“, erzählt er.
Der 62-Jährige zog sich sofort in ein eigenes Zimmer samt Bad zurück und hielt konsequent Abstand. „Ich habe mir ständig die Hände gewaschen, sicher 30- bis 40-mal am Tag.“
Die Partnerin nicht anzustecken, sei durchaus eine Herausforderung. Und dabei, betont Polsterer-Kattus, sei er dank der Wohnsituation noch privilegiert. „Ohne zweites Badezimmer etwa, wird es schwierig. Da braucht es allerhöchste Konsequenz. Man müsste zum Beispiel immer den Wasserhahn desinfizieren.“ Dazu komme der Alltag. „Je kleiner die Wohnung, umso schwieriger. Auch psychologisch.“
Unberechenbar
Drei Tage verbrachte der 62-Jährige daraufhin im Bett, ehe es ihm wieder besser ging. „Was mir nicht geschmeckt hat, war der Sekt. Da wusste ich, dass ich wirklich krank bin“, erzählt er. Die Zeit in der Quarantäne verbrachte Polsterer-Kattus mit garteln („das ganze Unkraut ist gejätet“), lesen („alle drei bis vier Tage ein Buch“) und mit seinen Hunden.
Was das Virus so gefährlich mache, sei seine Unberechenbarkeit, meint Polsterer-Kattus. Während er kaum Symptome zeigte, musste ein fitter junger Mitarbeiter sogar im Spital behandelt werden. Zu den Maßnahmen der Regierung sieht er daher moralisch keine Alternative. Und das, obwohl die wirtschaftlichen Folgen "gewaltig" sind, wie der Kattus-Chef betont. Auch die Sektkellerei habe Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen; ebenso wie der Tennisclub, den er führt.
Und natürlich leide auch die Bevölkerung. "Ich war gerade mit Maske einkaufen. Da kann man irrsinnig schwer atmen und es wird sofort irrsinnig heiß. Das den ganzen Tag zu tragen, ist fast nicht machbar", meint er in Hinblick auf die Mitarbeiter.
Warum sein Verlauf so mild war, dazu hat Polsterer-Kattus eine Theorie: „Weil ich beim Trainieren so viel Wasser getrunken habe, habe ich die meisten Viren runtergespült“, meint er.
Geduldiger
Ihn selbst habe die Erkrankung und die Quarantäne durchaus verändert. „Ich bin schon ein bisschen ruhiger und geduldiger geworden.“ Man nehme nicht mehr alles so wichtig, meint er. Auch die Beziehung zu seiner Frau habe profitiert. „Man streitet mehr, aber man versöhnt sich auch öfter“, meint der Kattus-Chef.
Mittlerweile habe ein Antikörpertest gezeigt, dass er immun ist. „Ich würde mir von der Regierung Plaketten wünschen. Damit man sieht, wie viele Menschen immun sind.“ Das würde aus seiner Sicht den Alltag erleichtern.
Generell glaubt Polsterer-Kattus, das viele Menschen das Virus hatten, ohne es zu wissen. Sprich, die Dunkelziffer sehr hoch ist. Denn nicht nur er habe den Antikörpertest durchgeführt, sondern auch sieben weitere Familienmitglieder. Außer ihm hatten noch zwei weitere Antikörper gebildet. Ohne je bemerkt zu haben, an Corona erkrankt gewesen zu sein.
Hilfe für Nachbarn
Anfeindungen habe Polsterer-Kattus nicht erlebt, obwohl er mit seiner Corona-Infektion ganz offen umgegangen sei. Im Gegenteil: Manche hätten sogar gemeint: „Ihnen geht’s gut“, erzählt der 62-Jährige.
Das Ende der Quarantäne verpasste ihm einen Motivationsschub. „Ich hab mir gedacht, ich muss etwas Positives machen“, erzählt er. Flugs zog Polsterer-Kattus los, hängte Zettel auf und bot Nachbarn an, Besorgungen zu erledigen. „Und ich habe beschlossen, Blut zu spenden.“ Die aus dem Blutplasma gewonnen Antikörper der Genesenen könnten Corona-Patienten helfen.
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