Kampf gegen Airbnb-Wohnungen in Wien: Bezirksvorsteher greift zur Flex

Kampf gegen Airbnb-Wohnungen in Wien: Bezirksvorsteher greift zur Flex
Ab sofort werden in Neubau Schlüsselboxen entfernt. Grüne fordern komplettes Aus für Kurzzeitvermietung innerhalb des Gürtels.

Die Bürgermeisterin von Florenz hat es für sich erledigen lassen, der Bürgermeister von Marseille hat es für sich erledigen lassen. Und die Bürgermeisterin von Paris auch. Nur Markus Reiter, grüner Bezirksvorsteher von Neubau, hat es sich nicht nehmen lassen, selbst zum Winkelschneider zu greifen. Er wollte eine Schlüsselbox, die sehr wahrscheinlich zu einer illegal Airbnb-Wohnung gehört, selbst entfernen.

Diese Schlüsselbox, die hier am Sankt-Ulrichs-Platz an der Begrenzung einer Baumscheibe hängt, ist für Reiter „das Symbol für eine Entwicklung, die nicht stopp macht“. Jene der Kurzzeitvermietungen.

970 Anträge gestellt

Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es in Wien strengere Regeln für die Vermietung von Wohnungen an Touristen. Seitdem braucht man eine Ausnahmebewilligung, wenn man Wohnungen länger als 90 Tage pro Jahr an Touristen vermietet.

46-219059094

Die Schlüsselbox beim Sankt-Ulrichs-Platz

970 Anträge für eine Ausnahmebewilligung sind zwischen Dezember 2023 und Ende vergangenen August eingegangen, wie eine Sprecherin der Baupolizei (MA 37) berichtet. 39 Prozent davon sind bewilligt worden. Die Restlichen entweder abgewiesen, zurückgewiesen oder vom Antragssteller zurückgezogen.

Problem zeigt sich im Straßenbild

Neben jenen, die Anträge stellen, gebe es aber weiterhin Vermieter, die ihre Wohnungen illegal auf Kurzzeitvermietungsplattformen anbieten. Die Baupolizei hat sich dem angenommen und kontrolliert verstärkt. 1.511 Anzeigen aufgrund dieser illegalen Wohnungen sind seitdem eingegangen, davon seien 297 Strafanträge an die für Baurecht zuständige MA 64 weitergeleitet worden, heißt es von der Baupolizei. Tendenz aber „klar steigend“, da die Anzeigen erst nach und nach abgearbeitet werden.

In Neubau zeigt sich das Problem mit den illegalen Kurzzeitvermietungen mittlerweile auch schon im Straßenbild. „Findige Vermieterinnen und Vermieter montieren ihre Schlüsselboxen nicht mehr an den Wohnhäusern, sondern im öffentlichen Raum“, sagt Bezirksvorsteher Markus Reiter. Damit versuchen sich die Vermieter, vor Gegenwind der Nachbarn und Anzeigen der Baupolizei zu schützen.

Bezirksvorsteher Markus Reiter und Georg Prack, Klubobmann und Wohnbausprecher Grüne

Bezirksvorsteher Markus Reiter und Georg Prack, Klubobmann und Wohnbausprecher Grüne

Laut den Grünen sollen immerhin schon 4,2 Prozent aller Wohnungen im Bezirk auf Airbnb gelistet sein. Innerhalb von zehn Jahren sei diese Zahl von 70 auf 720 Objekte im Jahr 2024 angestiegen.

Komplettes Verbot gefordert

Zuschauen will man dabei nicht: Im siebten Bezirk sollen ab sofort sämtliche illegal angebrachten Schlüsselboxen entfernt werden. „Ich werde flexen, bis es verboten ist“, sagt Reiter. Mit „es“ meint der Bezirksvorsteher die Kurzzeitvermietung. Denn auch auf Stadtebene fordern die Grünen Konsequenzen. Die Bauordnungsnovelle von 2023 habe für die Wohnzonen nur wenig gebracht, sagt Wohnbausprecher Georg Prack. Nach wie vor können dort 20 Prozent eines Hauses gewerblich genutzt werden. „Das können wir uns angesichts des Wohnraummangels nicht leisten.“ Die Forderung deshalb: Ein komplettes Verbot für Kurzzeitvermietung innerhalb des Gürtels.

Kommentare