Abendessen um 13.30 Uhr: Aufregung um Jugendstrafvollzug in Wien
Symbolbild
Zusammenfassung
- KIJA kritisiert Missstände im Wiener Jugendstrafvollzug wie frühes Abendessen, eingeschränkte Duschmöglichkeiten und mangelnde Freizeitangebote.
- Das neue Jugendgefängnis am Münnichplatz ist laut KIJA noch nicht ausreichend ausgestattet und leidet unter Personal- und Infrastrukturmängeln.
- Inhaftierte Mädchen sind besonders benachteiligt, da sie mit erwachsenen Frauen untergebracht werden und weniger Freizeit- sowie Betreuungsangebote erhalten.
Auf Missstände im Jugendstrafvollzug hat die Wiener Kinder und Jugendanwaltschaft (KIJA) am Dienstag aufmerksam gemacht. Demnach wurde im Vorjahr in der Justizanstalt (JA) Josefstadt auf einer Abteilung für Jugendliche das Abendessen bereits um 13.30 Uhr ausgegeben. Insassen dieser Abteilung konnten auch nur zwei Mal wöchentlich duschen, da nicht ausreichend Warmwasser vorhanden war, wie die KIJA in ihrem Jahresbericht 2024 festhielt.
Für diesen Bericht wurden Gespräche mit rund 40 Insassen geführt. Die jugendlichen Häftlinge berichteten auch von überschießenden Einsätzen und Beschimpfungen durch nicht speziell für den Jugendvollzug ausgebildete Justizwachebeamte, mangelnde Beschäftigungs- und Freizeitangebote und lange Einschlusszeiten.
KIJA: "Strukturelle Probleme" in JA Münnichplatz
Seit Jänner 2025 werden jugendliche Insassen der JA Josefstadt kontinuierlich in das neue Jugendgefängnis am Münnichplatz in Simmering verlegt, das bis Jahresende den Vollbetrieb aufnehmen soll. Die JA Münnichplatz sei allerdings bis vor kurzem noch eine Baustelle gewesen, bestätigte die KIJA Wahrnehmungen der Volksanwaltschaft. Damit einhergehend gebe es "strukturelle Probleme", sagte der Wiener Kinder- und Jugendanwalt Sebastian Öhner Dienstagmittag vor Medienschaffenden. So sei die Infrastruktur zur Gestaltung der Freizeit "zu weiten Teilen noch nicht fertig gestellt". Ein so genannter Sporthof lag Ende Juni noch brach.
Das neue Jugendgefängnis, das auf 72 männliche Häftlinge im Alter zwischen 14 und 18 Jahren ausgerichtet ist, sei "noch nicht so ausgestattet, wie es sein sollte", bemängelt die Wiener KIJA. Es fehle vor allem auch am Personal aufseiten der Justizwache.
Mädchen in Haft benachteiligt
Prekär ist die Lage für Mädchen, die in Haft kommen. Aufgrund des vergleichsweise geringen Anteils weiblicher Häftlinge gibt es in der JA Josefstadt keine eigene Abteilung für weibliche Jugendliche. Sie werden mit erwachsenen Frauen untergebracht, was sich - wie die KIJA betont - auch weiterhin nicht ändern wird.
Das habe schwerwiegende Folgen: "Es wird nicht nur das Trennungsgebot von Erwachsenen verletzt, auch Besuche der Sozialpädagoginnen und -pädagogen müssen oft entfallen." Inhaftierte Mädchen hätten außerdem wesentlich weniger Freizeitangebote als die Burschen. Auch der Zugang zur psychiatrischen Versorgung sei für sie erschwert.
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