Täglich Warnung vor Luftangriff im Schönbornpark
Im Zweiten Weltkrieg kündigte ein „Kuckucksruf“ im Radio mögliche Luftangriffe an. Ab sofort schallt er auch einmal täglich um 18 Uhr durch den Schönbornpark in der Josefstadt. Heute wird das Forschungs- und Erinnerungsprojekt „massiv unsichtbar“ vom Volkskundemuseum Wien eröffnet.
Im Park befindet sich, kaum sichtbar, der Eingang zu einem Luftschutzbunker.
Er wurde im Rahmen des nationalsozialistischen „Führer-Sofortprogramms“ errichtet, mehrere dieser Kriegsbauten sollten der vom NS-Regime zugelassenen Zivilbevölkerung Schutz vor Bombenangriffen bieten. Jener im Schönbornpark bot ab 1943 auf rund 800 m² Zuflucht.
Wer ins Innere steigt, findet dort auch heute noch Beschilderungen, gasdichte Türen, Ventile und Messgeräte – und Beklemmung. Das Gefühl von Gefahr und Bedrohung wird nun durch eine klangliche Installation von Florian Kmet verstärkt: Dank zwölf Lautsprechern hört man Schritte, Lüftungsgeräusche, Atmen und eigens dafür komponierte Musik.
Der Luftschutzbunker im Schönbornpark im Inneren.
Kaschiert und verziert
War im Krieg eines der zentralen Eigenschaften eines Bunkers aus Schutzgründen die Unsichtbarkeit, wurde genau das in der Zeit danach zu einem Sinnbild der Verdrängung der eigenen Beteiligung am NS-Terror.
Auf Stadt- und Raumplänen wurde der Bunker unkenntlich gemacht, durch Bepflanzung kaschiert, die Fassade verziert und das Flachdach zum Spielplatz umgestaltet.
Seit 1981 war der Bunker Heimat des Depots des Volkskundemuseums. Seine ursprüngliche Funktion blieb dabei unerwähnt und wurde nicht weiter hinterfragt, wie es vom Museum selbst heißt. „Die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unserer Institution ist uns ein besonderes Anliegen“, sagt Direktor Matthias Beitl.
Ohne Anmeldung
24. 10., 17 bis 20.30 Uhr (Eröffnung),
29. 10., 15 bis 16.30 Uhr,
5., 12., 19., und 26. 11., jeweils 15 bis 16.30 Uhr.
Mit Anmeldung
Kuratorinnenführung am
15. November um 11 Uhr und am 3. Dezember um 17 Uhr. Anmeldung: +43 1 406 89 05.
2023 mussten die Sammlungsobjekte aus konservatorischen Gründen ausziehen – damals wurde der Bunker durch Führungen erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Mittelfristig soll er noch weiter geöffnet und zu einem Kunst-, Kultur- und Nachbarschaftszentrum entwickelt werden.
Vorerst kann der Bunker nur zu den Öffnungszeiten besichtigt werden. Im Park gibt es zudem Informationstafeln, die die Geschichte des Bunkers erzählen. Mittels QR-Code gelangen Interessierte auf die Website massivunsichtbar.at – dafür wurde Gratis-WLAN im Park eingerichtet.
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