Jetzt ist es fix: Simmerings Kapitän Paul Stadler über Bord

Nach Auszählung der Wahlkarten steht es nun fest: Die SPÖ ist die neue Nummer eins in Simmering.
Bezirksvorsteher Paul Stadler, der einzige blaue Bezirksvorsteher, wird für den Spitzenkandidaten der SPÖ, Thomas Steinhart, Platz machen müssen.
Die Sozialdemokraten erzielten 41,49 Prozent, das sind um 0,66 Prozentpunkte mehr als 2015. Die FPÖ holte 28,61 Prozent, das ist ein Minus von 13,15 Prozentpunkten - der Abstand zur SPÖ beträgt 12,88 Prozentpunkte.
Für die ÖVP stimmten 11,29 Prozent der Wähler, das ist ein Plus von 6,29 Prozentpunkten.
Ibiza durchkreuzte Stadlers Plan
Viele wissen nicht, dass der bald ehemalige FPÖ-Bezirksvorsteher Paul Stadler (63) ein leidenschaftlicher Segler ist. Er segelte weltweit, gewann sogar einmal den Europameistertitel. Als er 2015 den ersten Bezirksvorsteher-Posten der FPÖ in der roten Hochburg übernahm (42 Prozent), wollte er den Arbeiterbezirk sicher durch stürmische Zeiten führen.
Doch der Hurrikane aus „Ibiza, Strache und Gudenus“ sorgte für einen FPÖ-Schiffbruch.
Die 28,61 Prozent für die FPÖ (ein Minus von 13,15 Prozentpunkten) sind für Paul Stadler aber noch immer „ein gutes blaues Wahlergebnis“. Aber nur deshalb, weil die FPÖ insgesamt weit stärker verloren hatte.
Am Montagabend freute er sich noch über mehr als 2.000 Vorzugsstimmen im Bezirk – im Gegensatz zu seinem roten Konkurrenten Thomas Steinhart mit nur 600. An der Situation ändert das aber nichts, Paul Stadler muss seinen Posten nun räumen.
„Ich könnte ein Jahr früher in Pension gehen oder ein Gemeinderat-Mandat bekommen, aber stellvertretender Bezirksvorsteher werde ich sicher nicht“, sagte Stadler am Montag zum KURIER.
"Rückendeckung" von Michael Ludwig
Strahlender Sieger im Bezirk ist nun also die SPÖ mit 41,49 Prozent. "Wir haben dieses Ergebnis unserem Spitzenkandidaten Michael Ludwig zu verdanken, er hat uns den Rücken gedeckt", so der zukünftige Bezirksvorsteher Thomas Steinhart im Gespräch mit dem KURIER. Jetzt will er sich mit voller Kraft einem neuen Verkehrskonzept für den Bezirk widmen.
Lokalaugenschein in Simmering
Beim Lokalaugenschein in Simmering am Tag nach der Wahl erkennt man eine gespaltene Gesellschaft. Beisel neben Kebab-Stände, keine Durchmischung von Arbeiterklasse und Migranten: Der Wunsch nach Fokus auf soziale Themen ist groß. Andere wünschen sich „weniger Ausländer“.

"Was wurde in all den Jahren gemacht?", fragen sich Anrainer.
Fokus auf soziale Themen
„Ich bin schon immer Sozialdemokrat, hier brauchen wir Zusammenhalt. Die Arbeitslosen geben den Ausländern die Schuld“, erklärt der Besitzer von Kebab „Bella“. „Wir brauchen mehr Grün, Platz für Kinder, hier ist in den letzten fünf Jahren nichts passiert“, sagt er auf die Simmeringer Hauptstraße zeigend.
Parklösung gefordert
Nebenan im Beisel „Stefan“ trinkt man schon zu früher Stunde. „Der Pauli ist bei mir im Haus aufgewachsen, ein echter Simmeringer“, sagt ein Pensionist an der Bar. „Aber was haben die Blauen gemacht im Bezirk?“, fragt sein Sitznachbar. Eine Antwort bekommt er nicht.
Am Herrentisch nebenan kennen sie „Pauli“ auch. „Es ist halt ein roter Bezirk, aber zu viele Ausländer haben wir“, wird kommentiert. Man solle doch endlich die U-Bahn verlängern und eine Parklösung finden.
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