Im Sachunterricht in der Gruppe „Tanne“ herrscht kurz vor den Ferien lockere Stimmung: Hier, in der inklusiven Schule Am Himmel in Döbling, lernen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam. Und das seit acht Jahren: Als die Schule damals von einer Sonderschule auf dieses Modell umgestellt wurde, herrschte Aufregung. Pädagogen und Schüler verließen die Schule, nur 28 Kinder blieben übrig.
Mittlerweile lernen wieder 160 Kinder hier – es gebe sogar so viele interessierte Eltern, dass die Wartelisten bis 2028 reichen und man täglich Anfragen abweisen müsse, erzählt Direktorin Andrea Rieger.
➤ Mehr Infos: Bier aus dem Seniorenheim: Im Keller braut sich etwas Gutes zusammen
„Anfangs gab es Bedenken, wie das mit der Inklusion klappen soll. Bei uns lernen Kinder mit sozialen, emotionalen und körperlichen Herausforderungen, oder auch Hochbegabte“, erzählt sie. „Aber wir haben gezeigt: Es funktioniert.“
Die Schule Am Himmel ist eine private Schule mit Öffentlichkeitsrecht, betrieben wird sie von der Caritas. Sechs- bis 15-Jährige lernen hier: Zwei Drittel ohne Behinderung, ein Drittel mit. „Dieses Verhältnis ist wichtig, um das System in Balance zu halten“, erklärt Rieger. Vor allem aber stehe der Mensch im Mittelpunkt: „Jedes Kind wird gesehen, bei uns sind sie keine Nummern.“ Man gehe auf jeden ein und fördere die individuellen Talente.
Beim Rundgang durch die Schule zeigt sich: Die Kinder lernen, je nach ihren Bedürfnissen, in kleinen oder größeren Gruppen. Manche haben einen Tisch für sich allein, um sich besser konzentrieren zu können, andere sitzen zusammen. Wer im Garten lernen oder sich dazu lieber auf den Boden setzen möchte, darf das auch.
Mehr Förderungen
„Das sieht hier so locker aus – aber da steckt sehr viel Logistik und Wissenschaft dahinter, dass das so gut funktioniert“, erklärt die Direktorin. Und alle Tests, die das Niveau der Schule evaluieren, zeigen: „Wir sind immer nahe am Überdurchschnittlichen.“
Vergleichbare Schulen gibt es in Österreich kaum. Da es leider zu wenig Geld von öffentlicher Hand gebe, müsse man ein Schulgeld berechnen – ab Herbst ca. 530 Euro pro Monat (inklusive Nachmittagsbetreuung und Essen), heißt es seitens der Caritas. Es gibt aber Fördermöglichkeiten.
Inklusive Schulen, wie die Schule am Himmel, sind in Österreich chronisch unterfinanziert. Ohne die Mitfinanzierung der Eltern durch Schulgeld wäre die umfassende und individuelle Begleitung, Förderung und Betreuung der Kinder, auf die Am Himmel größter Wert gelegt wird, nicht möglich.
Die Caritas appelliert schon seit Jahren für mehr Förderungen für Einrichtungen und Maßnahmen zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen - etwa durch einen Inklusionsfonds von Bund und Ländern.
Infos unter: schule-am-himmel.at
Kommentare