Hundeabgabe in Wien: Wenn selbst integre Politiker polemisch werden

Ein schwarzer Hund sitzt vor einem Zaun mit dem Schild "Hundezone".
Ist die Erhöhung der Hundeabgabe unsozial? Mit Blick auf die Fakten ist das höchstens eine Halbwahrheit.
Christoph Schwarz

Christoph Schwarz

Die Wiener ÖVP fühlt sich in ihrer Oppositionsrolle offenbar zunehmend wohl. Kaum eine Polit-Maßnahme der rot-pinken Stadtregierung, die sie derzeit nicht kritisiert. Klar, dass man da im Eifer des Gefechts schon mal dem Populismus erliegen kann. Die Aufmerksamkeit der Menschen ist bekanntlich ein flüchtiges Gut.

Enttäuschend ist, dass selbst die integre Ingrid Korosec – türkises Urgestein und Pensionistenvertreter-Ikone – sich für billige Polemik hergibt: „Die massive Erhöhung der Hundeabgabe ist unsozial“, postete Korosec anlässlich der Budgetdebatte auf Instagram. Und: Das sei „eine Zumutung für ältere Menschen“. Arme Pensionisten, die von rot-pinken Gebührentreibern ihrer süßen Hunderl beraubt werden? Klar, dass sich die türkisen Spin-Doktoren da die Hände reiben. Ein Thema wie gemacht für die kollektive Erregung.

Allerdings: Korosecs Behauptung ist bestenfalls eine Halbwahrheit.

Menschen mit niedrigen Pensionen erhalten auch künftig eine 50-prozentige Ermäßigung auf die Hundeabgabe. Blinden- und Assistenzhunde sind generell von der Gebühr befreit. Auch wer einen Hund zu therapeutischen Zwecken hält, zahlt nichts. Die Liste ist noch länger: Für Hunde aus einem Wiener Tierheim zahlt man generell drei Jahre lang nichts. Wer den Hundeführschein absolviert, ist für ein Jahr befreit. Auch für den „Zweithund“ ist künftig kein Zuschlag mehr fällig. (Den gibt es nur noch für Listenhunde, aber die sollen arme Pensionisten eh nicht halten.)

Alle anderen müssen gerade einmal zehn Euro (!) pro Monat entrichten. Von der Stadt erhalten sie im Gegenzug eigene Hundezonen und so viele Gackerl-Sackerl wie sie wollen. An alldem ist nichts „unsozial“ und auch nichts „unzumutbar“, wie Korosec behauptet.

Wer auf billigen Populismus setzt, fügt dem öffentlichen Diskurs immer weiteren Schaden zu. Ingrid Korosec, frischgebackene Trägerin des „Großen Goldenen Ehrenzeichens“ der Stadt, sollte das wissen.

Kommentare