Heumarkt-Konter gegen Bezirkschef: "Hat ja für UNESCO-Schutz unterschrieben"

Blick auf Konzerthaus und Heumarkt-neu.
„Alliance For Nature“ erinnert SPÖ-Politiker Erich Hohenberger an seine Unterschrift zum UNESCO-Memorandum.

Der Landstraßer Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) ist vor einigen Tagen vorgeprescht und hat sich überraschend deutlich für das umstrittene Hochhausprojekt am Heumarkt ausgesprochen. „Ja, ich würde das Projekt bauen“, erklärte das rote Urgestein dem KURIER. Und er ergänzte, dass er dafür auch einen Konflikt mit der UNESCO in Sachen Weltkulturerbe riskieren würde – in dem Fall wäre das sogar eine Aberkennung des Titels, die bereits seit Jahren droht.

Diese Aussagen des Bezirkschefs riefen jetzt allerdings Christian Schuhböck, Generalsekretär von „Alliance For Nature“, der hierzulande als UNESCO-Experte gilt, auf den Plan. Schuhböck erinnerte daran, dass Hohenberger im Jahr 2018 noch ganz anders gesprochen habe – nämlich im Zuge einer Unterschrift für das „Memorandum zum Schutz des Weltkultur- und Weltnaturerbes Österreichs“.

Wie ein Foto belegt, war Schuhböck mit einer kleinen Delegation in der Bezirksvorstehung geladen, um dort seine Initiative zur Rettung des „Historischen Zentrums von Wien“ vorzustellen. Kurz zuvor – 2017 – war Wien von der UNESCO wegen des Heumarkt-Turms auf die rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt worden. „Hohenberger hat damals unsere Initiative unterstützt und hiezu auch das Memorandum unterschrieben“, erzählt Schuhböck.

UNESCO-Memorandum anno 2018: Bezirkschef Hohenberger (Mitte) mit Schuhböck (links hinten) und Denkmalschützern.

UNESCO-Memorandum anno 2018: Bezirkschef Hohenberger (Mitte) mit Schuhböck (links hinten) und Denkmalschützern. 

Dadurch habe Hohenberger bestätigt, alle Maßnahmen zu unternehmen, damit Wien den Welterbe-Status nicht verliert und dass die internationalen Übereinkommen zum Schutz des heimischen Weltkultur- und Naturerbes eingehalten werden. „Das hat ihm aber heftige Kritik des früheren Landtagspräsidenten und Welterbe-Beauftragen Ernst Woller eingebrockt“, so Schuhböck. Ebenfalls unterstützt hat das Anliegen damals und bis heute City-Bezirkschef Markus Figl (jetzt auch designierter Wiener ÖVP-Obmann).

Schuhböck kann sich den Sinneswandel des mit 36 Jahren längstdienenden Bezirkskaisers nur so erklären: „Scheinbar werden parteiintern nun auch noch die letzten kritischen Stimmen, die sich für das UNESCO-Welterbe aussprachen, auf Parteilinie gebracht.“

Projekt in Warteschleife

Allerdings ist der Hohenberger-Vorstoß nicht wirklich Parteilinie in der Wiener SPÖ: Vielmehr galt von Bürgermeister Michael Ludwig abwärts stets, dass das Projekt zwar gebaut werden möge, allerdings nur im Einklang mit der UNESCO. Einzelstimmen, die das anders sahen, sind mittlerweile verstummt.

Wohl auch deshalb, weil das Projekt von Investor Michael Tojner gar nicht entscheidungsreif ist, sondern in einer jahrelangen Warteschleife hängt: Derzeit geht es vor dem Bundesverwaltungsgericht um die Frage der Umweltprüfung.

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