Handgeld für Fußballer: Steilpass auf die Anklagebank

Handgeld für Fußballer: Steilpass auf die Anklagebank
Fünf Funktionäre eines Wiener Regionalliga-Vereins wegen Betrugs angeklagt. Sie hatten Schwarzgeld an Spieler bezahlt.

Die fünf Angeklagten haben eine gemeinsame Leidenschaft: den Fußball. Sie engagierten sich ehrenamtlich für ihren Wiener Regionalliga-Verein, steckten auch privates Geld hinein, wenn etwas repariert werden musste. Am Mittwoch saßen sie vor dem Richter im Landesgericht für Strafsachen in Wien.

Denn: Sie hatten sieben Spielern „Handgeld“ ausgezahlt – also Schwarzgeld. Außerdem waren die Spieler nicht angemeldet. Den Funktionären wurde nun Betrug vorgeworfen.

Die Männer zeigen sich zerknirscht. „Ja, wir haben Spieler nicht ordnungsgemäß angemeldet und Schwarzgeld bezahlt. Dafür übernehme ich die Verantwortung“, erklärt einer.  Ein anderer sagt später: „Aber wie sollten wir sie sonst zahlen? Ohne Geld binden sich die Spieler ja nicht einmal die Schuhe zu.“

Die Angeklagten haben diese Art der Spieler-Entlohnung nicht erfunden. „Es war durchaus üblich, dass die Gelder zum Teil schwarz ausgezahlt worden sind. Das war auch schon vorher so“, erklärt Rechtsanwältin Caroline Toifl. „Dieses System ist über Jahre gewachsen. Fakt ist: Mehr Geld wäre nicht da gewesen um die Spieler offiziell zu zahlen.“ Und sie betont: „Die Angeklagten haben  sich nie bereichert.“

Doch einige Spieler kassierten nicht nur schwarz beim Verein. Sie waren auch arbeitslos gemeldet, erhielten also Arbeitslosengeld. Und das ist Sozialbetrug. Die betroffenen Spieler kamen übrigens jeweils mit einer Diversion davon.

Hausdurchsuchungen

2016 flog die Sache auf. Es gab eine anonyme Anzeige, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Sogar Hausdurchsuchungen wurden durchgeführt. „Es gab interne Querelen im Verein. Daraus ist diese Anzeige auch entstanden“, sagt Rechtsanwalt Klaus Ainedter.

Sein Hobby habe seinen Mandanten auf die Anklagebank gebracht. „Und das alles hätte fast zu seiner Scheidung geführt.“ „Alle haben viel Herzblut in den Verein gesteckt. Ohne Ehrenamtliche wie sie würde es keine Fußball-Basis geben“, betont Rechtsanwalt Ernst Schillhammer.  „Das ist ein gewachsenes System.“

Vier der Angeklagten erstatteten Selbstanzeige, legten die Finanzgebarung offen. Einen großen Teil des Schadens (nicht bezahlte Sozialversicherung) haben sie aus der eigenen Tasche bereits gut gemacht.  Den Rest stottern sie in Raten ab.

„Normal geht der Verein nach so etwas in Konkurs“, hält ein Verteidiger fest.  Der  Verein hätte aus den Fehlern gelernt. Man wolle die Nachwuchsarbeit auf alle Fälle fortsetzen.

Der Richter entscheidet: Es ist keine Verurteilung nötig, eine Diversion reicht. Über die Angeklagten werden Geldbußen zwischen 500 und 7.000 Euro verhängt. Zahlen sie die, ist die Sache vom Tisch.

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