Gumpendorfer Straße: Vereinte Kräfte gegen No-go-Zonen

Spritzen in dunklen Ecken, die Notdurft im Stiegenhaus oder Drogensüchtige, die im Keller nächtigen. Die Gemeindebau-Bewohner rund um den Fritz-Imhoff-Park in Mariahilf sind einiges gewöhnt.
„Seit der Jedmayer da ist, haben wir Probleme“, klagt Anrainerin Gabriele Fröschl. Sie muss es wissen. Die Pensionistin lebt seit 37 Jahren in dem Grätzl. Gemeint ist das Suchthilfezentrum Jedmayer in unmittelbarer Nachbarschaft an der Ecke Gürtel/Gumpendorfer Straße.
Seit 2012 werden dort Suchtkranke betreut. Selbst in einem hippen Bezirk wie Mariahilf sind da Reibereien vorprogrammiert. Im Fritz-Imhoff-Park, mit Sitzmöglichkeiten, der einen oder anderen unbeleuchteten Stelle sowie bis vor Kurzem auch einem öffentlichen WC, dürften sich Probleme zuletzt gehäuft haben. Der Bezirk musste reagieren. Und zwar mit vereinten Kräften.
Sicherheitsgefühl soll erhöht werden
Mehrmals pro Monat rücken dort seit Jänner Polizei und Sozialarbeiter unter der Leitung der Gruppe Sofortmaßnahmen aus. Einerseits um das Sicherheitsgefühl der Mariahilfer zu erhöhen, andererseits um ein offenes Ohr für deren Anliegen zu haben.
„Sprechstunde“ im Park
Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) ist bei diesen „koordinierten Schwerpunktaktionen“ immer wieder selbst vor Ort, um sich die Sorgen der Anrainer anzuhören. „Ohne Sicherheit im öffentlichen Raum gibt es keine Lebensqualität“, erklärt er, bevor die Teams zu ihren Einsätzen aufbrechen. Neben Exekutive und Sozialarbeitern schwärmen auch „Waste Watcher“ der MA 48, Hunde-Teams der MA 60 sowie die Gruppe Sofortmaßnahmen – Letztere zu Lokalkontrollen – aus.
Rumelhart bleibt zurück für eine „Sprechstunde“ im Park. „Die Giftler spritzen sich am Dachboden, werden aggressiv, wenn man sie zum Gehen auffordert und Wiener Wohnen schafft es seit Monaten nicht, unsere Eingangstür zu reparieren“, beklagt sich sogleich eine Gemeindebaubewohnerin.
Der Bezirkschef stimmt ihr zu, das sei kein Zustand. Er werde wegen der beschädigten Tür nachhaken. Gleichzeitig setzt er die Probleme in Relation. „Wir haben derzeit einige Baustellen. Die minimieren den öffentlichen Raum und erzeugen Druck im Bezirk. Insgesamt sprechen wir aber in ganz Wien von 200 bis 300 akut Suchtkranken – eine geringe Zahl für eine Großstadt.“
Gruppe Sofortmaßnahmen
Viele Wienern ist die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt hauptsächlich wegen der erfolgreichen Coups gegen illegale „Teigtascherl-Fabriken“ bekannt. Dabei gibt kaum einen Bereich, in den die Einheit nicht involviert ist. „Wir koordinieren alle infrage kommenden Abteilungen der Stadt, um den Wienern in allen Lebenslagen zu helfen“, sagt Leiter Walter Hillerer.
Schwerpunktaktionen
Mehr als 200 koordinierte Schwerpunktaktionen unter der Leitung der Gruppe Sofortmaßnahmen fanden bisher statt. 140 Mitarbeiter stehen dazu zur Verfügung.
450 Anzeigen
Seit das Einsatzteam Stadt Wien unter der Leitung der Gruppe Sofortmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der Wiener Polizei, den Wiener Linien und Sozialarbeitern Schwerpunktaktionen an Hotspots durchführt, wurden 450 Anzeigen erstattet.
Hilfe statt Verdrängung
Im Sinne der SPÖ-Philosophie, Randgruppen nicht noch weiter an den Rand der Gesellschaft zu drängen, setze man im sechsten Bezirk auf Unterstützung statt Verdrängung. Die Sicherheit der Menschen habe aber oberste Priorität, wie die anwesenden Polizisten betonen: „Wenn sich suchtkranke, hausfremde Personen im Gebäude aufhalten, wählen Sie sofort 133“, rät ein Beamter.
Ähnliches wird Anrainern am Ottakringer Yppenplatz, am Meidlinger Bahnhof, am Hauptbahnhof, Reumannplatz oder Keplerplatz in Favoriten empfohlen. An all diesen Orten finden derzeit regelmäßig ähnliche Schwerpunktaktionen statt. Hunderte Anzeigen waren laut Gruppe Sofortmaßnahmen bisher die Folge.
Aber auch beruhigte Anrainer, glaubt Rumelhart. Zumindest in den kleinen Fragen bestätigt sich das bei dem Schwerpunkt im Fritz-Imhoff-Park: „Meinen Baum schneidet’s mir eh nicht weg?“, fragt Gemeindebaubewohnerin Fröschl zum Abschied. „Das ist das Letzte, was wir tun“, beruhigt Rumelhart, ehe er sich dem nächsten Anrainer und dessen Anliegen zuwendet.
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