Ärger um ehemaligen Benko-Prestigebau: Lob und Kritik zu Lamarr-Abriss

Das Lamarr in Wien wird zum Teil wieder abgerisssen.
„Bei allen Vorhaben – egal ob im bestehenden Stadtgebiet oder bei der erforderlichen Stadterweiterung – stehen die Ziele des Klima- und Bodenschutzes sowie der Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft an oberster Stelle. Deswegen wird dem Umbau vor dem Abriss der Vorzug gegeben.“
Das steht auf Seite 8 des „Wien-Plans“ – also jenem Papier, das die Stadtentwicklung bis 2035 vorgibt. Der oben angeführte Satz zählt zu den „Grundsätzen“ des Wien-Plans. Aktuell wird er bei einem großen Projekt nicht verfolgt, wie am Mittwochabend – passenderweise im Bezirk Neubau – bekannt gegeben wurde.
Denn noch im Juli soll mit dem Teilabriss des Lamarr-Kaufhauses auf der Mariahilfer Straße begonnen werden. Das hat Georg Stumpf, der das Gebäude von Rene Benkos Signa übernommen hat, nun bekannt gegeben. 2026 soll der Rohbau im vorderen Teil des Areals entsprechend des neuen Konzepts errichtet und der Hoteltrakt geringfügig angepasst werden.
Fertigstellung: 2027 bis 2028
Ab Herbst 2026 wird das Gebäude im Inneren ausgebaut, anschließend die Außenanlagen und die Begegnungszone in der Karl-Schweighofer-Gasse umgesetzt. Mit der Fertigstellung des Projektes rechnet der Eigentümer Ende 2027 oder Anfang 2028.
Auf rund 12.000 Quadratmetern sollen im 1. Untergeschoß, Erdgeschoß und 1. Obergeschoß Verkaufsflächen errichtet werden, darüber sollen auf 15.500 Quadratmetern 200 Wohnungen mit Freiflächen entstehen. Auf dem Dach soll es auf 1.000 Quadratmetern einen öffentlichen Park geben. Im hinteren Gebäudeteil soll ein 4-Stern-Superior Hotel mit 220 Zimmern einziehen.

So hätte Benkos Lamarr aussehen sollen, jetzt wird ein großer Teil des Betonskeletts abgerissen.
Ambivalente Grüne
Der öffentlich zugängliche Park am Dachgeschoß findet jedenfalls die Zustimmung der Grünen, wie Bezirksvorsteher Markus Reiter betont: „Mit einer Fläche vergleichbar dem Siebensternpark entsteht hier ein neuer, öffentlich zugänglicher Grünraum mit Bäumen und einer attraktiven innerstädtischen Ruheoase über den Dächern Wiens.“
Auch die klimafitte Neugestaltung der Karl-Schweighofer-Gasse bringe einen Mehrwert, ebenso der Verzicht der Stumpf Gruppe auf die gastronomische Nutzung der Dachflächen.
Für die Grünen ist der genehmigungsfähige Abriss des Betonskeletts aber auch „Sinnbild verfehlter Baupolitik“, die eine absurde Ressourcenverschwendung darstelle. Grünen-Landessprecher Peter Kraus betont mit Verweis auf den Wien-Plan: „Die gelebte Abriss-Neubau-Praxis widerspricht sämtlichen Zielen, die sich die rot-pinke Stadtregierung gesetzt hat.“ Wien brauche mehr Bestandsschutz im Sinne der Ressourcenschonung.
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