Grätzelbüro soll Konflikte am Yppenplatz entschärfen

Es ist 18 Uhr, als der Autor dieser Zeilen von einem Medientermin am Yppenplatz zu seiner Vespa spaziert und in den Taschen kramend nach seinem Schlüssel sucht. Dieser wird ein paar Schritte weiter auftauchen – am Sitz des Motorrollers, dort wo er zwei Stunden zuvor vergessen wurde.
„Das gibt es in keiner anderen Großstadt“ lautet der erste Gedanke des erleichterten Redakteurs – der sich seines Glücks bewusst ist. „Der Yppenplatz ist besser als sein Ruf“ der zweite.
Grätzlerei
Das Grätzelbüro ist jeden Dienstag von 10.00 bis 12.00 Uhr Anlaufstelle für Gespräche unter vier Augen. Am Mittwoch ist zudem von 16.00 bis 18.00 Uhr eine offene Gesprächsrunde geplant. Stattfinden werden die Treffen im Lokal „Speisen ohne Grenzen“.
80 Sozialarbeiter
Die Zahl der „sam“-Sozialarbeiter (erkennbar an den roten Jacken) soll aufgestockt werden: von bisher 50 bis 60 auf rund 80 Vollzeitäquivalente.
Der Ruf des Ottakringer Schmelztiegels, der litt zuletzt. Als „Brennpunkt“ und „Unsicherzone“, in der „Syrer, Afghanen, Araber die Macht übernommen haben“, bezeichnete Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer die Gegend rund um den Brunnenmarkt.
Messerattacken und Schüsse im Vorsommer sowie ein offensichtliches Problem mit jungen migrantischen Drogendealern bestärken den ehemaligen Wiener Vize-Polizeipräsidenten wohl in seiner Einschätzung.
Am Yppenplatz, an dem unterschiedlichste Kulturen und Milieus zusammenkommen, ist das aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen stehen die viel gelobte Gastro, die fleißigen Standler und viele engagierte Anrainer. Diese sind es nun auch, die das heiße Pflaster wieder zu einem Ort für alle machen sollen.
„Da riecht man Wien“
Dazu eröffnet die Stadt Wien eine neue Anlaufstelle, die sogenannte „Grätzlerei“, in der ab sofort Bewohner, Geschäftsleute und alle Interessierten zusammenkommen können, um Konflikte im Grätzel zu lösen.
„Wir wollen die Kommunikation erleichtern, Netzwerke im Bezirk stärken und mit den Menschen vor Ort Lösungen entwickeln“, sagte Projektleiter Pieter Owen am Dienstagabend bei besagtem Medientermin. Owen, der Brücken zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Interessen schlagen will, versucht das an einem Ort, der sich verändert, betont Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp (SPÖ). Das Leben vieler Menschen habe sich nach draußen verlagert. Tatsächlich war der Yppenplatz vor 15 Jahren noch vergleichsweise wenig frequentiert.
„Ich bin überzeugt, es macht einen riesengroßen Unterschied, wenn es eine Anlaufstelle gibt“, sagt Lamp. Zusätzlich reagiert die Stadt mit noch mehr Sozialarbeitern, die in enger Zusammenarbeit mit der Polizei das Auskommen der unterschiedlichen Akteure verbessern sollen.
Sozialstadtrat Peter Hacker, sprach in dem Zusammenhang vom Yin-Yang zwischen Sozial- und Polizeiarbeit. Das brauche es, denn: „Der Yppenplatz ist einer der coolsten Plätze der Stadt, einer, wo man die Stadt spüren kann. Da riecht man Wien und darauf müssen wir aufpassen.“
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