"Das Publikum zum Lachen zu bringen ist die höchste Kunst"
Gloria Theater im Umbau.
Noch riecht es im Foyer nach frischer Farbe und Lack. Die Böden und das wenige Mobiliar, das derzeit dasteht, sind mit Schutzfolien beklebt. Arbeiter kommen und gehen, im Hintergrund wird gehämmert und gebohrt.
Das Gloria Theater in der Prager Straße 9 bekommt aktuell ein "Glow-Up". Nach dem Tod von Direktor Gerald Pichowetz 2024 schlitterte das Haus in ein Insolvenzverfahren. Von der Masseverwaltung wurde eine Versteigerung veranlasst, fast die gesamte Einrichtung, Kostüme sowie Requisiten kamen unter den Hammer. Nun soll das Floridsdorfer Theater im Frühling 2026 wieder seinen Vorhang heben – unter der neuen künstlerischen Leiterin Claudia Rohnefeld.
Apropos Vorhang: Der ist dem Haus erhalten geblieben, Rohnefeld selbst hat ihn bei der Online-Auktion ersteigert. "Darauf bin ich auch stolz – denn er ist maßgeschneidert und hängt schon seit 25 Jahren im Gloria", erzählt die neue Direktorin dem KURIER bei einem Rundgang.
Neue Leitung für's Gloria Theater: "Ich weiß, was ich tue"
Gemeinsam mit dem Theatermanager Michael Mittermeir, der künftig die kaufmännische Leitung innehat, wird Rohnefeld für alle künstlerischen Belange des Hauses verantwortlich sein. Sie selbst hat auch eine persönliche Geschichte mit dem Gloria: "Meine Großeltern waren Floridsdorfer, somit auch meine Mutter. Als Kind habe ich mit ihr 'Roger Rabbit' hier angeschaut, als das Haus noch ein Kino war. Ich fand den Film sensationell lustig, meine Mutter ist aber eingeschlafen. Da war ich das erste Mal in diesen Räumlichkeiten."
Ihre beruflichen Stationen als Schauspielerin führten sie Jahre später schließlich auch auf die Bühne des Gloria. Gerald Pichowetz war nämlich hartnäckig. "Als ich im Kabarett Simpl aufgehört habe, hat er sofort zugegriffen und gesagt 'Jetzt bist du frei, jetzt bist du bei mir'. Und dann habe ich tatsächlich einige Stücke hier gespielt, sogar mit ihm gemeinsam. Auch in seinem letzten Stück bin ich mit ihm zusammen auf der Bühne gestanden."
Dass sie nun selbst künstlerische Leiterin im Gloria ist, verwundert sie immer noch ein bisschen. "Das Theater ist mir in den Schoß gefallen - wie das Leben so spielt." Sie sei von mehreren Seiten auf eine etwaige Leitung angesprochen wurden, etwa von Schauspielerin Angelika Zoidl, ehemaliges Direktionsmitglied des Theaters.
Ob sie das Gefühl hat, in große Fußstapfen zu treten? "Ich bin selbst seit 31 Jahren in dem Beruf tätig. Das heißt, ich weiß schon, was ich tue," so Rohnefeld. Dennoch sei die neue Aufgabe mit vielen Emotionen verbunden. "Als ich beim Ausräumen auf eine lebensgroße Figur von Gerald gestoßen bin, sind mir die Tränen kommen. Es ist mir eine Ehre und Freude, dieses Theater nun zu führen. Aber die Fußstapfen als solche empfinde ich nicht als 'groß', weil ich mein Handwerk beherrsche."
Claudia Rohnefeld übernimmt das Gloria Theater.
Es bleibt beim Schmäh
Mit der Hauptsubvention wird nun das erste Stück finanziert, weitere etwaige Förderungen gibt es erst, wenn das Theater tatsächlich in Betrieb ist. Daher müsse man nun auf's Geld schauen. Gleichzeitig soll das Haus einen frischen Touch bekommen - ohne jedoch seinen altbekannten Charme zu verlieren. Im großen Saal, der 248 Leute fasst, weicht die blaue Wandfarbe etwa einem neuen Rotton. Und der "Löwensaal" (damals benannt nach dem Sternzeichen seines früheren Direktors) soll künftig "Gerald-Pichowetz-Saal" heißen. Fotos und Auszeichnungen werden dort zu seinem Gedenken an den Wänden hängen.
Auch der inhaltliche Fokus des Gloria Theaters soll erhalten bleiben: Nämlich der Schmäh. "Es wird ein Komödienhaus, ein Boulevardhaus bleiben. Man braucht sich keine Sorgen machen, dass man hier plötzlich experimentelles Theater sieht," versichert Rohnefeld. Das Publikum würde den Standort so kennen und lieben, diesem Wunsch wolle man gerecht werden. Das Haus werde künftig eine "gute Mischung" zeigen, auch Kindertheater soll weiterhin geboten werden.
Inspiration holt sich Rohnefeld unter anderem gerne aus England. "Ich halte stets die Augen offen, was die Briten gerade am Laufen haben, fliege demnächst auch wieder nach London. Meines Erachtens nach ist der britische Humor einer der lustigsten. Und die Komödie ist für mich die Königsklasse, denn das Publikum zum Lachen zu bringen ist die schwierigste und höchste Kunst als Schauspieler."
Sie selbst wird sich anfangs auf ihre Aufgabe als Regisseurin konzentrieren – schließt aber nicht aus, in Zukunft wieder auf der Bühne im Gloria zu stehen.
Bei der kommenden Premiere kann sich das Publikum auf einige bekannte Gesichter des früheren Ensembles freuen, aber auch auf neue Namen: Neben Andreas Steppan, Christoph Fälbl, Steffi Paschke und Peter Faerber werden auch Géza Terner, Daniela Lehner, Georg Hasenzagl, Xina D. Ziegler und Pia Strauss zu sehen sein.
"Vorhang auf!" heißt es am 10. März 2026 im Gloria, der Ticket-Vorverkauf soll rechtzeitig vor Weihnachten starten. Welches Stück es wird, darf Rohnefeld zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht verraten. Nur soviel: "Es wird zeigen, wie es hinter den Kulissen eines Theaters zugeht. Man wird viel lachen können dabei."
Kommentare