Giftalarm: Bedenkliche Ergebnisse in Strafanstalt

Schrott lagert direkt neben dem Gefängnis
107 Justizbeamte bei Harntest. Rückstände von krebserregenden Metallen bei Untersuchungen festgestellt.

Der Fall rund um die Antimon-Vergiftung von Bediensteten der Justizanstalt Simmering wird immer mysteriöser. Bisher gibt es insgesamt fünf bestätigte Fälle von Justizwachebeamten, die einen erhöhten Wert des giftigen Halbmetalls Antimon in ihrem Körper aufweisen. Nach den ersten beiden bestätigten Fällen wurden der gesamten Belegschaft freiwillige Harntests angeboten.

Weitere Verdachtsfälle

Dabei wurden unter 107 Getesteten weitere drei Verdachtsfälle bestätigt. „Wenn allerdings fünf Personen in so einer Einrichtung damit belastet sind, dann ist es schon ein deutlicher Hinweis darauf, dass es etwas mit dem Arbeitsplatz zu tun hat“, erklärt Siegfried Knasmüller vom Institut für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien. In einer höheren Konzentration im Organismus des Menschen gilt Antimon als ebenso krebserregend wie etwa die bekannten Schwermetalle Blei, Quecksilber oder auch Selen.

Giftalarm: Bedenkliche Ergebnisse in Strafanstalt

Alte Bremsscheiben am Schrottplatz

Ins Rollen gebracht hat den Fall ein Justizwachebeamter, in dessen Blutkreislauf mit 43,5 Mikrogramm Antimon pro Liter der medizinische Grenzwert um mehr als das 40-fache überschritten wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass es zu so einem Vorfall in einem Gefängnis kommt. Bereits 2017 wurden in der Justizanstalt Graz-Karlau einige Wachebeamte positiv auf Antimon getestet. Weil die meisten von ihnen Schießtrainer waren, führte man die Vergiftung damals auf Munitionsrückstände zurück. Die Sache wurde aber nie restlos aufgeklärt.

Das Schießtraining kann im Fall von Simmering als Auslöser für die Vergiftungen ausgeschlossen werden. Dafür liegt die Justizanstalt direkt neben einem Schrottplatz. Neben der Gefängnismauer lagern tonnenweise Schrott und Altmetalle wie Bremsscheiben.

Ergebnisse

Ein Zusammenhang mit dem Schrottplatz wird derzeit noch untersucht. Obwohl die Belegschaft vom Arbeitsmediziner über die zumeist negativen Harnproben informiert wurde, hat man den Mitarbeitern anscheinend weniger erfreuliche Testergebnisse vorenthalten.

Wie der KURIER erfuhr, soll bei den durchgeführten Staub-Wischtests nicht nur Antimon mit 14 mg pro Kilo deutlich über dem Auffälligkeitswert liegen. Auch andere Schwermetalle wie Chrom oder Zink wurden demnach in überhöhtem Ausmaß nachgewiesen. Die Sprecherin des Gefängnisses, Majorin Klaudia Osztovics, will dies auf Anfrage nicht bestätigen. Ihren Angaben nach finden noch weitere Untersuchungen statt.

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